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3. Naturschönheiten.

Der Bezirk ist reich an Naturschönheiten und landschaftlichen Reizen, die sich insbesondere im westlichen Theile desselben in vollem Maße zusammengedrängt haben. Wir beginnen mit dem Neckarthale, dessen Hauptcharakter schon oben (s. Absch. „natürliche Beschaffenheit im allgemeinen“) geschildert wurde.

Das Neckarthal, soweit es unseren Bezirk angeht, entfaltet zwar nicht die landschaftlichen Reize, wie wir sie in den tiefer gelegenen Neckargegenden (Tübingen, Canstatt, Heilbronn etc.) treffen, allein es hat doch auch seine Schönheiten; wir erinnern an die Partie zwischen der Oberamtsstadt und Alt-Oberndorf, ein Blick von der rechten Seite des Neckars zeigt uns die letzten Überreste der Burg Waseneck auf steilem, sich gegen das Thal vordrängendem Bergrücken und an dessen Fuß das in schöner Thalweitung anmuthig gelegene Alt-Oberndorf. Weiter thalaufwärts erscheint bald der wohlgeformte, freistehende Hügel, den einst die Schenkenburg krönte, und bald wird auch das in die enge Thalebene und in eine Seitenschlucht hineingezwängte Epfendorf sichtbar. Die Oberamtsstadt selbst hat eine gerade nicht reizende, aber doch eigenthümliche Lage auf einem zwischen kahlen Bergwänden vorgeschobenen felsigen Hügel. Im allgemeinen sind die großentheils kahlen Gehänge des Neckarthales für ein an reich kultivirte Gegenden gewöhntes Auge nicht ansprechend, dagegen erscheinen die Bergformen schöner und bestimmter, als wenn sie mit Wald bewachsen oder für den Feldbau benützt wären. In den Seitenthälern des Neckarthales bietet das still und abgeschieden gelegene Schloß Lichteneck eine malerische Ansicht, noch mehr aber die felsenreiche Partie im Schlichemthale bei Ramstein und die in jenem Thal auf freistehendem Hügel gelegene dicht verwachsene Ruine der Burg Irslingen.

Ersteigt man die hohen Steilgehänge auf der rechten Neckarseite, so gelangt man über denselben auf eine fruchtbare mit freundlichen Ortschaften belebte Hochebene, hinter der sich bald die schön gegliederte, reich bewaldete Keuperterrasse erhebt und einen herrlichen Hintergrund der Landschaft bildet; zugleich gestatten mehrere Punkte schöne Aussichten an den Schwarzwald und an die Alb.

Einen ganz andern landschaftlichen Charakter treffen wir auf der Hochebene über den linken Neckarthalgehängen; hier breitet sich ein weitgedehntes, theils flachwelliges, theils hügeliges, meist für den Feldbau benütztes Land aus, das gegen Westen allmählig in den Schwarzwald übergeht, ohne daß dieser einen eigentlichen Hintergrund der Gegend bildet. Diese Hochebene ist landschaftlich etwas eintönig und

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 020. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_020.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)