Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Musik. Im dritten Stockwerke sind die früheren 20, geschmackvoll eingerichteten, meist heizbaren Zimmer belassen, dagegen auf beiden Seiten bequemere Treppen angebracht worden. Im unteren Stockwerke (Erdgeschoße), das um 5′ erhöht wurde, ist statt des unfreundlichen Säulenganges ein Salon mit Billard und eine Kaffeewirthschaft eingerichtet worden, während die bedeckten Trottoirs blieben. Für Winterbäder wurden 9 Badräume und 10 Wohnzimmer eingerichtet; in den Badräumen können Bassins und Ankleidezimmer, sowie die dahin führenden Gänge geheizt werden. Im Ganzen enthält das Badhotel 60 reichlich ausgestattete Zimmer, und Raum für eine Lesebibliothek etc. Eine zum Auf- und Niederfahren eingerichtete, mechanische Vorkehrung erspart den schwierig zu transportirenden Kranken das Steigen und den Umweg über die Treppen nach den Badräumen. Die Hintergebäude des Badhotels, in dessen Rücken freundliche Gartenanlagen mit Spaziergängen sich anlehnen (s. unten), dienen als Stallungen, Remisen, Keller etc. und enthalten außer der Küche ein Wirthschaftszimmer und die Wohnung des Pächters.

An die südliche Seite des Badhotels stößt, über den Heilquellen selbst erbaut, das neue Badgebäude, die Ecke der Hauptstraße mit dem Kurplatz bildend; es wurde an der Stelle der früheren Badbauten im romanischen Style äußerst elegant und kunstvoll aus buntem Sandstein ausgeführt. Das Gebäude ist zweistockig, hat 4 Eingänge, welche mehrere Stufen abwärts führen, und enthält rundbogige Fenster, über denen Rundbogenfriese sich hinziehen. Das Dach bildet eine mit Gallerie umgebene Platform, über die sich an der nördlichen, gegen den Kursaal gekehrten Seite ein Mittelbau mit runden Fensteröffnungen erhebt. An dessen äußerer Seite führen 2 Treppen hinab zu den Kurbrunnen, 2 besondere Quellen mit einer Temperatur von 26–28° R., welche durch Röhren in 2 Becken aus Granit fließen. Zwischen diesen warmes Wasser führenden Röhren befindet sich eine dritte, die nur kaltes, gewöhnliches Wasser ergießt. Der von schlanken Säulen getragene Balkon des Badgebäudes bildet das Dach über der Brunnenhalle, welche im Jahr 1859 einen neuen Schmuck durch das von Bildhauer Herrman Heindel in Berlin gefertigte Relief, des Grafen Eberhards Flucht aus dem Wildbad darstellend, erhielt. Der rühmlich bekannte Künstler verfertigte aus Dankbarkeit gegen Wildbads Quellen, an denen er Genesung fand, das Modell zu diesem kunstreichen Bilde, welches auf Rechnung des Staats in der Fabrik von Ernst March zu Berlin in Terracotta ausgeführt wurde. Der Brunnen erhielt hiedurch den Namen „Eberhardsbrunnen.“

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_249.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)