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Grundbesitzes leben können. Die Vermögensumstände sind gering und der reichste Ortsbürger besitzt nur 12 Morgen, der sog. Mittelmann 4–8 Morgen und die übrigen haben entweder 1–2 Morgen oder gar keinen Grundbesitz. Die Güter von den größeren Bauern sind meist zusammenhängende 5–6 Morgen große Stücke, die übrigen aber betragen nur 1/41/2 Morgen.

Das Klima ist rauh und die Luft häufig neblicht; die Ernte tritt um 8 Tage später ein als in dem nahe gelegenen Neuenbürg. Hagelschlag kommt selten vor. Auf der nicht großen, meist mit Wald bestockten Markung liegen die Felder ziemlich uneben und haben einen minder fruchtbaren, leichten, rothsandigen Boden, in welchem Hafer, Roggen und Kartoffeln gut gedeihen.

Die willkürlich betriebene Landwirthschaft ist unbedeutend; zur Besserung des Bodens wird außer dem Stalldünger auch die Jauche fleißig benützt, übrigens ist das Brennen der Felder immer noch üblich. Von den gewöhnlichen Cerealien baut man vorzugsweise Roggen und Hafer, während Dinkel nur selten zum Anbau kommt. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beträgt an Dinkel 3 Schfl., an Hafer 3–4 Scheffel und an Roggen 11/2–2 Scheffel. Die Felderzeugnisse reichen nicht einmal für das eigene Bedürfniß. Die durchgängig 2mähdigen, nicht wässerbaren Wiesen sind ergiebig und ertragen pr. Morgen 25–30 Cent. Heu und 10–12 Cent. Öhmd. Die Preise eines Morgens Wiese bewegen sich von 300–400 fl., die der Äcker von 100–200 fl.

Die Obstzucht, welche sich meist mit späten Mostsorten und Kirschen beschäftigt, ist ziemlich gut; das Obst wird für den eigenen Bedarf theils gemostet, theils gedörrt und aus Kirschen, sowie Heidelbeeren Branntwein bereitet. Die Gemeinde besitzt 155 Morgen Waldungen, deren jährlicher Ertrag mit etwa 25 Klafter zu Gunsten der Gemeindekasse verkauft wird. Überdies beziehen die Ortsbürger das Abholz aus sämmtlichen Staatswaldungen der Umgegend unentgeldlich und die Gemeinde erhält 42 Klafter Holz von dem Staat, welche sie an die Bürger vertheilt.

Die mit einer Landrace sich beschäftigende Rindviehzucht ist nicht bedeutend und wird durch 2 Landfarren, welche ein Bürger gegen jährlich 50 fl. und der Nutzung von 4 Morgen Wiesen Namens der Gemeinde hält, unterhalten. Das Vieh wird größtentheils noch auf die Weide getrieben. Die Zucht der Schweine ist gering, indem die meisten Ferkel von Außen aufgekauft und für den eigenen Bedarf gemästet werden. Die Bienenzucht wird von einigen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_232.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)