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und geschützte Lage. Die Luft ist rein, gesund und in Vergleichung mit der Umgegend mild, daher auch die Ernte etwas früher beginnt als in den höher gelegenen Nachbarorten; übrigens schaden Frühlingsfröste zuweilen der Obstblüthe und den Wintersaaten, während Hagelschlag zu den Seltenheiten gehört. Auch der Boden ist fruchtbarer als in den übrigen Schwarzwaldorten und besteht aus einer günstigen Mischung von Sand und etwas Lehm; Hafer, Roggen, auch Dinkel, Waizen, Kartoffeln, Hanf und Flachs gerathen in demselben gut.

Beinahe in der Mitte des reinlich gehaltenen Dorfs, dessen Gebäude theilweise noch mit Schindeln gedeckt sind, steht das 1839 namhaft erweiterte, ansehnliche Schulhaus, mit Thürmchen und Uhr auf dem First; dasselbe enthält ein Schulzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und ein Zimmer für den Gemeinderath.

Der Ort hat nur einen Brunnen, der überdieß kein gutes Wasser liefert und öfters ganz versiegt; dagegen befinden sich in dem nahen Reichenbachthal, welches unter der Benennung Eulenloch bei Schömberg beginnt, gegen 30 frische, sehr gute Quellen, aus denen die Einwohner häufig ihr Wasser beziehen. Der unterhalb der unteren Mühle entspringende sogenannte gute Brunnen soll besondere Heilkräfte und eine Temperatur von 19° R. besitzen. Nur einige 100 Schritte südlich vom Ort, übrigens schon auf Schömberger Markung, entspringt der sogenannte Heiligenbrunnen, der eigentlich den Ursprung des Reichenbachs bildet, indem der weiter oben beginnende Eulenbach erst von hier an den Namen Reichenbach erhält. Der Reichenbach, welcher durch ein tief eingeschnittenes Waldthälchen, dessen schmale Sohle mit guten Wiesen kultivirt ist, fließt und bei Ober-Reichenbach in die Nagold mündet, treibt mehrere Mahl- und Sägmühlen und auf der Markung Kapfenhardt die sogenannte obere Mühle mit 3 Mahlgängen und einen Gerbgang, nebst einer Sägmühle, Hanfreibe, Öl- und Schleifmühle. Der klare, Forellen führende Bach wässert die im Thal gelegenen Wiesen, denen er jedoch auch durch seine Überschwemmungen zuweilen schadet. Ein sogen. Hungerbrunnen befindet sich im Reichenbacherthal.

Die im Allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner, sind fleißig und einfach in Lebensweise und Sitten; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht, Holzhandel und Holzmachen; die Gewerbe beschränken sich außer den schon angeführten Mühlen auf 2 Schildwirthschaften und die nöthigsten Handwerker. Den Vermögensumständen nach gehören die Einwohner zu den mittleren des Bezirks. Der größte Güterbesitz beträgt 10 Morgen Felder und 20

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_191.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)