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Mühle, der Sägmühle unterhalb des Orts und der Schildwirthschaften, nur auf die gewöhnlichsten Handwerker. Eine Sauerkleesalzfabrik bestand früher im Ort.

Die ziemlich große, sehr gebirgige Gemeinde-Markung ist mit Ausnahme der meist schmalen Thalebenen und der untersten Ausläufer der Thalgehänge mit Waldungen bestockt. Der im Allgemeinen für den Feldbau minder günstige, düngerbedürftige Boden besteht aus den Verwitterungen des bunten Sandsteins, des Todtliegenden und des Granits; während sich in den Thalebenen, namentlich in dem Albthale, Aluvialbildungen abgelagert haben, die für den Wiesenbau sehr geeignet sind.

Das Klima bildet einen Übergang von dem des rauhen Dobels bis zu dem milden von Loffenau und dem Murgthal; es gedeihen auch feinere Gewächse, namentlich Gurken und Bohnen. Die Rebe, welche früher hier gebaut wurde, rankt jetzt nur noch an einzelnen Gebäuden hinauf. Die Vegetation ist gegen Stuttgart etwa 14 Tage zurück. Die Luft ist durchschnittlich trocken und in Folge der balsamischen Ausdünstungen der nahen, weit gedehnten Nadelwaldungen sehr gesund und stärkend; Hagelschlag kommt selten vor.

Die Landwirthschaft wird so gut als es die Verhältnisse erlauben, betrieben; landwirthschaftliche Neuerungen, namentlich auch die Bereitung des Compostes, haben Eingang gefunden, wozu insbesondere der rationelle Betrieb des früher Benkieser’schen Hofguts wesentlich beitrug, das jedoch in neuester Zeit verkauft und vertheilt wurde. In willkürlichem Umtrieb kommen zum Anbau: Hafer, Roggen, Gerste, etwas Dinkel, Kartoffeln, Hanf, Flachs, Reps etc.; bei starker Aussaat erträgt in günstigen Jahren ein Morgen an Hafer 5–6 Scheffel, an Roggen 4 Scheffel und an Dinkel 5–6 Scheffel. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 50–200 fl. Die Getreideerzeugnisse reichen nicht für das Bedürfniß der Ortseinwohner, daher noch viele Früchte von Außen aufgekauft werden müssen. Der Wiesenbau, mit beinahe durchgängiger Wässerung, ist ausgedehnt und liefert pr. Morgen 30 Centner Heu und 12–15 Centner Öhmd; viele Wiesen erlauben noch einen dritten Schnitt.

Die Obstzucht, welche sich vorzugsweise mit Mostsorten, übrigens auch mit Tafelobst, Zwetschgen und Kirschen beschäftigt, wird mit ziemlichem Fleiß betrieben, namentlich zeichnet sich hierin die Parcelle Kullenmühle aus, die ein eigentliches Obstwäldchen bildet. Übrigens schaden Frühlingsfröste nicht selten der Obstblüthe. Die Jungstämme werden theils aus der, unter der Leitung des Ortsgeistlichen und des Schulmeisters stehenden, aus den Mitteln der

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_176.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)