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etwa 1/4 Stunde unterhalb des Dorfs hinzieht. Graue gerundete, thurmähnliche Felsen steigen senkrecht, theilweise sogar überhängend, aus der wiesenreichen Thalebene empor und bilden pittoreske Partien, wie sie in den übrigen Theilen des Königreichs nicht wieder vorkommen. In den Felsenritzen haben sich die verschiedensten Pflanzen angesiedelt und bekleiden theilweise die starren Wände und Köpfe, was zur malerischen Ansicht dieser seltsamen Felsbildung Vieles beiträgt. Auf einem dieser Felsen sieht man noch deutliche Spuren einer ehemaligen Burg, in Graben und Wall bestehend; von hier aus genießt man eine zwar beschränkte, jedoch sehr anziehende liebliche Aussicht in das Albthal und einige Seitenthäler desselben, namentlich bildet Herrenalb mit seinen altergrauen, ehemals zu dem Kloster gehörigen Gebäuden eine sehr malerische Ansicht[1]. Das den Ort zunächst umgebende Gebirge hat einen eigenthümlichen, von dem übrigen Schwarzwald sich namhaft unterscheidenden Charakter; dasselbe ist von tief und wild eingeschnittenen Thälchen und Schluchten, zwischen denen sich imposante Bergvorsprünge und beinahe freistehende Berge gebildet haben, vielfältig durchbrochen und trägt das entschiedene Gepräge einer wildromantischen Gebirgsgegend. Von den sich besonders auszeichnenden Bergen sind zu nennen, der Wurstberg, der Maienberg, das Axtloch, der Rottenberg, in dessen Rücken sich der Mauzenberg 2649,5′ über die Meeresfläche erhebt und von dem man eine ausgedehnte, äußerst schöne Aussicht an die Vogesen, in das Murg- und Rheinthal, nach Straßburg, Speyer und über einen großen Theil des Schwarzwaldes genießt. In der Nähe des Mauzensteins liegt der Bernstein, wo sich dem Beschauer eine reizende Aussicht in die Thäler der Murg und des Rheins eröffnet. Auf dem sogen. Käppele, einer Einsenkung zwischen dem Heukopf und dem Aizenberg, welche den Gebirgspaß zwischen dem Alb- und dem Murgthale bildet, überblickt das Auge einerseits (gegen Osten) die hochaufsteigenden, dicht bewaldeten Berge bei Herrenalb, anderseits (gegen Westen) gestattet der Punkt einen Blick in die milde, Kastanien und Wein hervorbringende Gegend bei Loffenau und in das schöne Murgthal. 1

Der nicht große Ort, welcher hauptsächlich aus den ehemals zum Kloster gehörigen, innerhalb der Klostermauern befindlichen Gebäuden und aus 2 außerhalb derselben hingebauten Häuserreihen besteht,


  1. Dieser schönen Aussicht wegen hat der frühere Revierförster von Herrenalb auf diesem Punkt einen kleinen Pavillon errichten und die Stelle durch Fußpfade leicht zugänglich machen lassen.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_168.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)