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Die Langholzflößerei macht den Ort während der Zeit vom 15. März bis 11. November sehr belebt, indem sich hier eine Einbindstätte an dem Berührungspunkt der Forstreviere Enzklösterle, Hofstett und Simmersfeld, aus denen sehr viel Langholz zugeführt wird, befindet; auch die meisten Holzversteigerungen, zu denen sich Käufer aus Wildbad, Calmbach, Höfen, Neuenbürg, Pforzheim etc. einfinden, werden hier abgehalten.

Die Scheiterholzflößerei, wie das Ausziehen und Aufsetzen des Holzes beschäftigt im Frühjahr viele Hände; das vom Poppelsee an geflößte Holz wird etwa 1/2 Stunde unterhalb Enzklösterle auf dem sogenannten Dieterswasen, einem Hauptlagerplatz (durchschnittlich 4000 Klafter) aufgestellt und in dem folgenden Jahre nach den Holzgärten weiter geflößt. Der nöthige Wasservorrath wird durch Anschwellung der Floßseen und der Wasserstuben verschafft.

Die Luft ist rein und trockener als man bei der Nähe so vieler fließender Gewässer vermuthen sollte, jedoch neblichter als auf den Höhen; die Nächte sind auch im hohen Sommer kühl und schädliche Frühlings- wie auch Herbstfröste sind häufig. Der Frühling und die Ernte treten um 8 Tage später als in Wildbad und in Calmbach, um 2–3 Wochen später als im Gäu und um 3–4 Wochen später als im Murgthal, dagegen der Herbst beinahe um eben so viel früher ein. Hagelschlag kommt selten vor.

Die nicht große Markung, von der nur die Thalebenen und die untersten Ausläufer der Thalgehänge für den Feldbau benützt werden, hat im Allgemeinen einen leichten Sandboden (Verwitterung des bunten Sandsteins), in welchem hauptsächlich nur Kartoffeln gut gedeihen; die Thalebene ist zuweilen etwas moorig. Feldbau ist daher unbedeutend und die Landwirthschaft, mit Ausnahme des Wiesenbaus, in geringem Zustande, woran auch die Mittellosigkeit der Einwohner Schuld trägt. Die Äcker werden theils willkürlich, theils in folgendem Fruchtwechsel gebaut: ein Jahr Hafer oder Kraut, das zweite Jahr Kartoffeln und das dritte Jahr Roggen oder Flachs. Auch Erbsen und etwas Reps kommen zum Anbau. Im Allgemeinen fällt der Ertrag an Kartoffeln am günstigsten aus, während bei den Halmfrüchten öfters nicht viel mehr als die Aussaat erzielt wird. Beinahe alle Brodfrüchte müssen von Außen aufgekauft werden. Die Ackerpreise sind unverhältnißmäßig gesteigert und der Morgen wurde schon mit 400–420 fl., übrigens auch mit 60–70 fl. bezahlt; der wahre Werth dürfte 100–200 fl. sein.

Der Wiesenbau erstreckt sich nicht nur über die Thalebenen der Seitenthäler, sondern hauptsächlich über das Enzthal, das hier an

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_150.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)