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Rundbogenstyl massiv erbaut, und trägt auf der vorderen Giebelecke ein ebenfalls massives Glockengestell, in welchem in 2 rundbogigen Öffnungen die beiden Glocken frei hängen; die Spitze des den Thurm vertretenden Aufbaues ziert ein Kreuz. Die Uhr ist unterhalb desselben in der Giebelseite angebracht. Der Begräbnißplatz liegt in der Nähe der Kirche. Das Material zur Erbauung der Kirche wurde am sogenannten Franzosenstein gewonnen, einer Felsmasse am Wege nach Gernsbach.

Das Schulhaus mit Thürmchen steht auf der rechten Seite der Enz in dem Orte Enzthal, das mit Enzklösterle eine Schulgemeinde bildet, und enthält außer dem Lehrzimmer noch die Wohnung des Schulmeisters und des Lehrgehilfen. Seit dem J. 1849 besteht mit Staatsunterstützung eine Industrieschule, in der die Knaben mit Strohflechten, die Mädchen mit Stricken und Nähen beschäftigt werden. Die Gemeinderathssitzungen werden in einem gemietheten Privathause gehalten. An Quellwasser hat der Ort Überfluß, dagegen sind nur zwei eingerichtete, laufende Brunnen, der eine am Försterhaus, der andere am Pfarrhaus, vorhanden; das Wasser ist von ausgezeichneter Güte, besonders das der Hirschquelle und das der Quelle bei der Lappach-Sägmühle, welches zuweilen als Heilmittel gebraucht wird. Überdieß fließt die noch jugendliche Enz raschen Laufs durch den Ort und erhält auf der Markung namhafte Seitenzuflüsse, wie den Rohnbach, Hirschbach, Dietersbach und Lappach. Sämmtliche Gewässer laufen bei starken Regengüssen und namentlich bei dem Schneeabgang schnell an und verursachen nicht selten erheblichen Schaden, namentlich wird der sonst unbedeutende Rohnbach zum reißenden Gebirgsfluß, der Felsblöcke mit sich führt und auf den Wiesen große Verwüstungen anrichtet.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde Leute, obgleich bei ihnen eine hohe Altersstufe zu den Seltenheiten gehört; in Sitten und Dialect sind sie etwas abgeschliffener, als die übrigen Bewohner der nächsten Umgegend, was von dem häufigen Verkehr mit fremden Holzhändlern herrühren mag. Ihre Vermögensumstände sind ganz gering und ihre Haupterwerbsquelle bildet die Waldarbeit und zwar das Holzfällen wie die Beischaffung des Scheiterfloßholzes an das Wasser etc. Außer den vorhandenen nöthigsten Handwerkern ist eine am Hirschbach gelegene Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang und eine Sägmühle zu nennen. Mehrere weibliche Personen treiben einen Handel mit Obst, Gemüsen, welche sie im badischen Murgthal aufkaufen und im Ort, wie in der Umgegend wieder absetzen.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_149.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)