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in dem ehemaligen Schulhause, das neben dem gegenwärtigen steht und durch einen Gang mit demselben verbunden ist.

Der Ort ist mit gutem Trinkwasser, das 6 laufende und ein Schöpfbrunnen, das sog. Gaisbrünnle liefern, hinlänglich versehen. In den östlich vom Ort gelegenen Wiesen entspringt der Engelsbach, der bald zu einem 1/4 Morgen großen Weiher geschwellt wird, dessen Ablauf (Engelsbach) durch den Ort fließt und sich nach 1/2stündigem Lauf mit dem Grösselbach vereinigt.

Die im Allgemeinen gesunden Einwohner sind von kräftigem Körperbau und werden nur selten von epidemischen Krankheiten heimgesucht; bei eingezogener Lebensweise sind sie fleißig und ihre in den letzten Jahren etwas gesunkenen Vermögensumstände bessern sich allmälig wieder. Der vermöglichste Bürger besitzt 20 Morgen Feld und 6–8 Morgen Wald; der Besitz des sog. Mittelmannes beträgt 12 Morgen und der der ärmeren Klasse 3 Morgen. Die Vertheilung der Grundstücke bewegt sich von 1/4–9 Morgen. Die Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau, Viehzucht, Holz- und Viehhandel. Von Gewerben sind, außer den gewöhnlichen Handwerkern, zu nennen 3 Schildwirthschaften und besonders die Fabrikation von Barometern, Thermometern, Areometern, Kinderspielwaaren von Glas u. s. w. von Gebrüder Bäuerlen betrieben, welche ihre gesuchten Fabrikate nach Stuttgart, Ulm, Carlsruhe, sogar bis nach Amerika absetzen.

Die mittelgroße Markung, von der jedoch über die Hälfte mit Wald bestockt ist, hat mit Ausnahme der steilen, hohen Gehänge gegen das Enz-, Grössel- und Engelsbachthal, eine ebene Lage und im Allgemeinen einen rothsandigen Boden, der bei kräftiger Düngung ziemlich fruchtbar ist; übrigens fehlt Stroh und überhaupt Streumaterial zu einer ausgedehnteren Düngerbereitung. Moorgrund erscheint in den Wiesen östlich vom Ort.

Wegen der hohen Lage ist das Klima rauh, und Frühlingsfröste schaden nicht selten den Winterfrüchten und dem Obst. Die Ernte tritt um 3 Wochen später ein als im Unterland; Hagelschlag ist höchst selten, weil der sog. Sauberg eine Wetterscheide bildet.

Die Landwirthschaft wird im Allgemeinen gut betrieben; man baut ohne geregelte Eintheilung vorzugsweise Roggen, Hafer, Kartoffeln, Kraut, Kohlraben, dreiblättrigen Klee und in neuerer Zeit auch Dinkel, der pr. Morgen 5–6 Scheffel Ertrag, der Roggen 3 Scheffel und der Hafer 31/2 Scheffel liefert. Von Handelsgewächsen zieht man in neuerer Zeit mit gutem Erfolg etwas Reps, ziemlich viel Flachs und Hanf, letztere gerathen gut und werden

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_146.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)