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Ausgezeichnete Neuenbürger sind: Joh. Ulrich Schwindrazheim, geb. den 11. Nov. 1736, in den württembergischen theologischen Lehranstalten gebildet, 1768 Professor in Ludwigsburg, 1775 Pfarrer in Gomaringen, wo er den 18. Aug. 1813 starb. Er machte sich als Gelegenheitsdichter bekannt.

Carl Aug. (v.) Eschenmayer, Sohn des Oberamtspflegers, geb. 4. Jul. 1768, Oberamtsarzt in Kirchheim 1800–1811, Professor der Philosophie in Tübingen 1811–1836, gestorben zu Kirchheim den 17. Nov. 1852, Verfasser vieler geistreicher Schriften über Philosophie. (Nekr. ebendas. 1852 Dec. 19.)

Heinr. Ernst Ferd. (v.) Bolley, Sohn des Stadt- und Amtsschreibers, geb. den 18. April 1770, gestorben den 1. April 1847 als Präsident des Obertribunals in Stuttgart, vieljähriger Landstand und Verfasser werthvoller Schriften (Nekr. im Schwäb. Merkur 1847 Apr. 20 f.).

Die verhältnißmäßig nicht große, in die Länge gezogene Markung ist größtentheils sehr uneben und besteht hauptsächlich aus den steilen Gehängen des Enzthales, daher auch dieselbe mit Ausnahme der Thalebene und der an sie zunächst anliegenden Gehängeausläufern nur für den Waldbetrieb benützt wird. Der aus den Verwitterungen des bunten Sandsteins bestehende Boden erscheint als ein leichter, nur wenige Fuß tiefer, ziemlich fruchtbarer Sandboden, in welchem besonders Kartoffeln gut gedeihen.

Die Luft ist rein und gesund, übrigens bei dem Ostwind einem heftigen Zug ausgesetzt, welcher öfters zur Nachtzeit orkanartig auftritt, wo alsdann das Volk sagt, daß der wilde Jäger seinen Durchzug halte. Die hohen Berggehänge werfen je nach den Tages- und Jahreszeiten ihre starke Schatten über die Stadt und ihre nächste Umgebung, so daß z. B. die Bewohner der auf der Abendseite gelegenen Häuser vom 11. November bis 1. Februar die Sonne nicht am Himmel sehen. Frühlingsfröste sind nicht selten, dagegen kommt Hagelschlag nur wenig vor. Die Ernte tritt um 14 Tage bis 3 Wochen später als in dem Rheinthale und um 8 Tage später als in den mittleren Neckargegenden – dagegen um 8 Tage früher als in den nahe gelegenen sogenannten Waldbezirken ein.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist bei der kleinen für den Feldbau benützten Fläche ganz unbedeutend und beschränkt sich auf einen willkürlichen Anbau von etwas Dinkel, mehr Roggen, Hafer und ziemlich viel Kartoffeln. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beträgt 10 Scheffel Dinkel, 2–21/2 Scheffel Roggen, 3–31/2 Scheffel Hafer und 140 Sri. Kartoffeln; die Preise eines Morgens

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_106.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)