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Das Fischrecht ist in Privathänden.

Berühmte Wildberger sind:

Hans Vetter, geb. im 15. Jahrhundert, zuerst Schullehrer in Memmingen, dann in Stuttgart Lehrer an der lateinischen Schule und Erzieher des nachherigen Herzogs Ulrich von Württemberg und anderer Pflegekinder Herzog Eberhards im Bart, 1495 auf Empfehlung des letzteren Herzogs Schulmeister in Ulm, † 1515 (Weyermann, Nachrichten 2, 569).

Balth. Käufelin, geb. am Ende des 15. Jahrhunderts, studirte in Tübingen Theologie, in welcher er 1517 Professor wurde und sich durch Gelehrsamkeit auszeichnete. Der evangelischen Confession ward er nicht so sehr zugethan, daß er nicht das Interim begünstigte. Er stiftete ein Stipendium zunächst für Studirende (s. unten) und starb am 4. Oct. 1559.

Joh. Ulrich Erhard, geb. 1647, im Tübinger Stift gebildet, 1675 Klosterpräceptor in Hirschau, 1679 Pfarrer in Maichingen, 1689 in Gerlingen, 1695 Professor des Gymnasiums und Hofpoet in Stuttgart. In letzterer Eigenschaft erwarb er sich einen Namen. Er starb am 15. August 1718 (s. Jöcher Gelehrten Lexikon).

Die Einwohner sind im Allgemeinen von kleinem, unansehnlichem Körperbau und in Folge der mühevollen Arbeit an den steilen Bergen, wie des Tragens schwerer Lasten etc. zusammengedrückt; Spuren von Kretinismus bis zur Vollendung desselben kommen nicht selten vor und der Kropf ist namentlich unter der älteren Klasse noch häufig, während er sich bei der jüngeren Generation immer weniger zeigt. Auch der Kretinismus verschwindet mehr und mehr, wozu die neuerer Zeit eingeführte Reinlichkeit, Ordnung und hauptsächlich die Beschäftigung im Freien beiträgt. Früher, als die Zeugmacherei und überhaupt die Arbeiten im Zimmer noch allgemeiner, dagegen die Landwirthschaft ganz Nebensache war, hatte dieses Übel eine namhafte Ausdehnung erreicht. In sittlicher Beziehung sind die Einwohner im Allgemeinen fleißig und sparsam, die ärmere Klasse jedoch genußsüchtig und zum Theil verdorben, indem besonders die Mädchen sehr frühe in größere Städte des In- und Auslandes in Dienste geschickt werden und alsdann die Schattenseiten der Städte mit nach Hause bringen und weiter verbreiten. Die Vermögensumstände sind, mit Ausnahme von einzelnen Wohlhabenden und mehreren ziemlich Bemittelten, im Allgemeinen ungünstig. Der vermöglichste Bürger besitzt 80 Morgen Feld, der sog. Mittelmann 8–10 Morgen, und die ärmere Klasse 1–11/2 Morgen; ohne Grundbesitz sind nur wenige. Gegenwärtig werden von Seiten der Gemeinde 22 erwachsene Personen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_260.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)