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Walddorf,
Gemeinde III. Kl. mit 950 Einw., a. Walddorf, Pfarrdorf, b. Mohnhardt, Weiler, c. Chausseehaus, – Evang. Pfarrei.


Der ansehnliche, 13/4 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt gelegene Ort, hat auf der Hochfläche zwischen der Nagold und der Waldach eine angenehme, ringsum geschützte Lage; die meist freundlichen, mäßig von einander entfernten Wohnungen lagern sich in einem schönen Bogen um eine wiesenreiche, mit Obstbäumen bepflanzte Mulde, welche sich unterhalb des Dorfs zu einem freundlichen Waldthälchen ausbildet, das bei Rohrdorf unter dem Namen Walddorfer Thälchen in das Nagold-Thal eingeht. Der Ort ist durch Vicinalstraßen mit Rohrdorf, beziehungsweise mit Nagold und Altensteig in Verbindung gesetzt; eine weitere Vicinalstraße führt auf die 1/4 Stunde südlich vom Ort vorbeiziehende Nagold-Freudenstadter Landstraße, kreuzt diese bei dem Chausseehaus, einem zu der Gemeinde gehörigen Gasthaus, und führt weiter nach Ober-Schwandorf.

Die am südlichen Ende des Dorfs gelegene Pfarrkirche (Johanniskirche) wurde im Jahr 1840 mit einem Aufwand von 20.000 fl. von dem Staat an der Stelle der alten, zu klein gewordenen, neu erbaut. Sie ist in einem ganz einfachen Style ohne Chor erbaut und enthält zwei über einander hinziehende, geradlinige Fensterreihen, mehr einer Fabrik als einem Gotteshause gleichend. Das Innere der Kirche ist geräumig, hell und weiß getüncht; auf dem Altar steht ein Bild des Gekreuzigten, das noch aus früherer Zeit stammt und erst in neuerer Zeit renovirt wurde. Der mit einem Bohlendach versehene Thurm ist noch alt und bei der Erbauung der Kirche erneuert worden. Auf demselben hängen zwei Glocken, von denen die größere die 4 Evangelistennamen und die Jahrszahl 1400 enthält, während die kleinere, der Form nach ältere, nur die 4 Evangelistennamen in sehr alten Majuskeln trägt. Die Unterhaltung der Kirche liegt dem Staat ob.

Der um die Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde im Jahr 1838 aufgegeben und dagegen ein neuer hinter der Kirche angelegt.

Das wohl unterhaltene Pfarrhaus, welches Eigenthum des Staats ist, liegt mit seinem 32/8 Morgen großen Garten unfern der Kirche und erlaubt eine freundliche Aussicht in das Freie.

Das dem Pfarrhaus gegenüber gelegene Schulhaus wurde zu Ende des vorigen Jahrhunderts erbaut und im Jahre 1827 namhaft

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_243.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)