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mit steinernen Unterstöcken versehenen Gebäude, unter denen sich manch stattliches Bauernhaus befindet, lagern sich gedrängt an den größtentheils mit Kandel versehenen, gut unterhaltenen Ortsstraßen. 1

Die sehr ansehnliche, dem heiligen Michael geweihte Pfarrkirche, welche im Laufe der Zeit viele Veränderungen erlitt und daher verschiedene Baustyle an sich trägt, liegt erhöht in Unter-Sulz und dient dem Ort zur besonderen Zierde. Das im Jahr 1492 im germanischen Styl erbaute Langhaus, welches im Jahr 1750 in den modernen Styl geändert wurde, hat von seiner ursprünglichen Bauweise nur noch 2 spitzbogige Eingänge aufzuweisen; der Eingang an der westlichen Giebelseite enthält in der Hohlkehle ein laufendes mit Halsband versehenes Hündchen und über dem nördlichen Eingang ist eine Eidechse angebracht, die, wie auch ein an dem Friese der Nordseite eingemauertes Fratzengesicht, noch aus romanischer Periode stammt. Der mit einem halben Achteck schließende, mit Streben versehene Chor, welcher nach einer an einem Pfeiler angebrachten Jahreszahl 1489 erbaut wurde, hat spitzbogige Fenster mit Fischblasen-Füllungen und trägt überhaupt den Styl der spätgermanischen Periode. An der Südseite des Chors steht der uralte 4eckige Thurm, der noch aus der frühromanischen Periode stammt, übrigens in seinem unteren Stockwerk in den frühgermanischen Styl theilweise geändert wurde, während sich in dem dritten Stockwerke noch entschieden romanische Doppelfenster mit Zwischensäulen erhalten haben. Gegen oben geht der Thurm in ein in neuerer Zeit aufgebautes, theilweise mit Blech beschlagenes Achteck über, dem ein ebenfalls mit Blech beschlagenes Bohlendach aufgesetzt ist. Von den beiden Glocken trägt die größere die Umschrift: Osanna hais ich, das Wetter vertreib ich, zu unserer Frawen Er leut ich, Bernhart Lachamann zu Eßlingen gos mich 1509, auf der anderen stehen die vier Evangelistennamen in alten Majuskeln. Das gegenwärtig als Sacristei benützte untere Stockwerk des Thurms diente der ursprünglichen romanischen Kirche als Chor und bis heute hat sich noch ein kleiner Theil der ersten Kirche an den Thurm anschließend, erhalten; an demselben sieht man noch den ehemahligen, jetzt zugemauerten rundbogigen Triumphbogen, den Opferstock, den Altar und an der Außenseite der ursprünglichen Kirche ragt ein aus Stein gehauener Hund hervor. Das Innere der Kirche ist ziemlich hell, weiß getüncht und mit flachgetäfelter, bunt bemalter Decke versehen; der Taufstein und der Altar mit dem Sepulchrum stammen aus sehr alter Zeit. Von dem Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen in den um 2 Stufen höher gelegten Chor, dessen gut construirtes und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_230.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)