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Schietingen,
Gemeinde III. Kl. 293 Einw. worunter 3 Kath. Filial von Hochdorf O.A. Horb; die Kath. sind nach Gündringen O.A. Horb eingepfarrt.


Das nicht große, ziemlich gedrängt gebaute Dorf hat eine freundliche geschützte Lage in dem Steinach-Thale und in einem Seitenthälchen desselben. Der größere Theil des Orts ist an dem südöstlichen Abhang gegen beide Thäler hingebaut. Vicinalstraßen führen nach Haiterbach, Hochdorf und über Gündringen nach der 11/2 Stunden nordöstlich gelegenen Oberamtsstadt.

Das kleine erhöht gelegene Kirchlein war ursprünglich eine Kapelle, die im Jahr 1575 erbaut wurde, und scheint nach einer über dem Eingang angebrachten Jahreszahl im J. 1782 in die gegenwärtige Kirche geändert worden zu sein. Auf der vorderen Giebelseite sitzt ein kleines, mit Zeltdach versehenes Thürmchen, in welchem 2 alte, jedoch nicht zugängliche Glocken hängen. Das Innere der Kirche ist nicht unfreundlich. Die Kirche ist Eigenthum der Gemeinde, welche sie auch im Bau zu unterhalten hat.

Der Begräbnißplatz liegt an der Kirche.

Das ansehnliche, im Jahr 1853 namhaft vergrößerte Schulhaus enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Zwei Gemeindewaschhäuser, von denen eines zugleich eine Backanstalt enthält, sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend ein laufender und mehrere Schöpfbrunnen; überdieß fließt die Steinach durch das Dorf und treibt daselbst eine Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang, und in der Nähe derselben eine Gypsmühle.

Die Steinach, über die bei der Mühle eine hölzerne Brücke führt, beherbergt Forellen; das Recht zu fischen, hat der jeweilige Mühlebesitzer.

Die kleine, mit Ausnahme der steilen Thalgehänge ziemlich ebene Markung, hat einen fruchtbaren Boden, der meist aus den Zersetzungen des Hauptmuschelkalks, denen häufig eine günstige Mischung von Lehm zukommt, besteht.

Die Einwohner sind im Allgemeinen wohl gewachsene, gesunde Leute, die sich in günstigen Vermögensumständen befinden und deren Erwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht bestehen, während die Gewerbe nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen dienen.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe gut betrieben und in dreizelgicher Feldereintheilung werden

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_217.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)