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An das Oberamt Nagold, von welchem die altwürttembergischen Rechte über den Ort geübt wurden, gieng derselbe erst 1808 vollständiger über, da bis dahin ein, auf den Erwerbungen von Johanniter Besitzungen errichtetes Patrimonialamt Dätzingen bestund, welchem R., soweit es dem Johanniterorden gehörte, als Patrimonialort zugetheilt war. Der letzte Comthur zu Rohrdorf und Dätzingen (welche beide längere Zeit combinirt waren), Joh. Bapt. Anton Freiherrn von Flaxlanden wohnte als Großbailli zu Neuburg an der Donau.

Von den früheren Rohrdorfer Comthuren können genannt werden: Rudolf von Masmünster 1325, Konrad der Walch 1343. 1357, Friedrich Graf v. Zollern 1361 ff., Wolf Schenk von Andeck 1398. 1401, Hans von Weitingen 1429–1450, Jörg Bombast von Hohenheim 1454–93 (Begleiter Graf Eberhards im Bart im J. 1468 auf dessen Fahrt nach Palästina), Michael von Tachenhausen 1501 bis 1540, Jörg Schilling 1524 († 1524 als Großprior zu Heitersheim, von K. Karl V. wegen seiner wichtigen Dienste in den Reichsfürstenstand, dessen sich auch seine Nachfolger zu erfreuen hatten, erhoben), Haug von Münchingen 1548, 1552, Georg Andreas Kechler von Schwandorf 1561, 1568, Karl Reuß von Reußenstein 1587. 1599.

Nach der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde R. mit Walddorf, von dem ersteres noch 1690 Filial war, zur lutherischen Religion gebracht durch die Bemühung Hans Caspar Kechlers, fürstlichen Rathes in Stuttgart († 1576) als Administrators seines in Malta befindlichen Bruders.

Lange Zeit, namentlich noch im Anfang des vorigen Jahrhunderts, waren hier keine Katholiken mehr ansäßig und der katholische Gottesdienst wurde an Sonn- und Feiertagen nur aus der Nachbarschaft besucht. Confessionelle Reibungen wegen der Benutzung der Kirche blieben gleichwohl nicht aus. Wegen solcher wurde im Jahr 1726 der bekannte J. J. Moser von Herzog Eberhard Ludwig hierher geschickt und brachte zu Stande, daß die Katholiken ihren Kirchendienst wieder nach den Evangelischen halten mußten (Moser Lebensbeschr. 1, 69–72 Aufl. 3).

Am 14. Juni 1738 kam es zu einem Vergleich, vermöge dessen Württemberg mehrere Rechte in R. und Dätzingen an den Johanniterorden, dieser dagegen das Pfarrdorf Walddorf, wo Württemberg schon zuvor auch Rechte hatte, an letzteres abtrat.

Nachdem R. lange Zeit Filial von Ebhausen gewesen war,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_212.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)