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ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Ein Gemeindebackhaus und ein Armenhaus sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern ein laufender und mehrere Pumpbrunnen; von den außerhalb des Orts befindlichen Quellen ist das sog. Baurenbrünnele die bedeutendste. Periodisch fließende Quellen sind mehrere vorhanden.

Die Waldach und die Steinach treten sehr oft aus und werden nicht selten den Wiesen und den nahe liegenden Gebäuden gefährlich; so richtete am 29. Mai 1847 die Steinach in Folge eines mit Hagel begleiteten Wolkenbruchs großen Schaden an.

Die Steinach setzt im Ort die obere Mühle mit 4 Mahlgängen und einen Gerbgang in Bewegung; sie führt nur Forellen, während in der Waldach außer Forellen auch Aschen und Schuppfische vorkommen. Das Fischrecht in beiden Gewässern hat der Staat, welcher es verpachtet.

Die Einwohner sind fleißige, geordnete Leute, deren Erwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und Taglohnarbeiten bestehen; etwa 10 Maurer und 3 Zimmerleute finden Beschäftigung in der nahe gelegenen Oberamtsstadt. Ihre Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen und der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt etwa 40 Morgen, der mittlere 10 Morgen und auch die Unbemittelten haben noch 1–2 Morgen Grundeigenthum. Einer Unterstützung von Seiten der Gemeinde bedarf gegenwärtig Niemand im Ort.

Die Markung ist nicht groß und mit Ausnahme der auf der Anhöhe gelegenen Felder ziemlich uneben, dagegen haben sich die Einwohner viele Güter auf der Markung Nagold angekauft.

Der Boden ist im Allgemeinen ziemlich fruchtbar und besteht auf den Anhöhen aus den Zersetzungen des Hauptmuschelkalks, an den Abhängen ist derselbe etwas schwerer, jedoch fruchtbar, und besteht dort aus den Zersetzungen der Anhydritgruppe und des Wellenkalks. Zunächst des Orts befindet sich ein Gypsbruch; der daselbst gewonnene Gyps wird in der unteren Mühle gemahlen und dann zum Verkauf gebracht. Oberhalb des Orts im Waldach-Thale ist ein Tuffsteinbruch angelegt, der gute Bausteine liefert.

Die klimatischen Verhältnisse sind wie in Nagold. Hagelschlag kommt selten vor.

Die Landwirthschaft wird fleißig betrieben und in dreizelglicher Eintheilung mit zu 2/3 angeblümter Brache zieht man die gewöhnlichen Cerealien und Brachgewächse; von Handelsgewächsen wird ziemlich viel Reps und Hanf für den eigenen Bedarf gebaut. Bei

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_192.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)