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letzteren nennen wir: 1) Die Zeugmacher, etwa 25 Meister, welche vorzugsweise Flanell fabriciren und ihre Waaren hauptsächlich nach Stuttgart, auf benachbarten Märkten und theilweise nach Baden und der Schweiz absetzen. 2) Die Kübler, etwa 30 Meister, die ihre Waare nicht allein auf benachbarten Märkten, sondern auch nach Reutlingen, Metzingen, Tübingen und Stuttgart verwerthen. 3) Die Hafner, welche die ganze Umgegend mit ihren Fabrikaten versehen. Die Strumpfweberei hat in neuerer Zeit abgenommen. Überdieß sind die nöthigen Handwerker vorhanden, von denen die Schuhmacher ihre Waare auch auf Märkten verkaufen. Es bestehen 7 Schildwirthschaften, worunter 5 mit Brauereien, 2 Kaufleute, 3 Krämer und eine Ziegelhütte.

Die Vermögensumstände der Einwohner gehören zu den mittelmäßigen; der wohlhabendste Bürger besitzt etwa 80 Morgen Felder, der sogenannte Mittelmann 20 Morgen und die ärmere, meist aus Taglöhnern bestehende Klasse 1–2 Morgen. Etwa 20 Personen erhalten gegenwärtig Unterstützung von Seiten der Gemeinde.

Die verhältnißmäßig große Markung ist mit Ausnahme der steilen Gehänge gegen den Haiterbach, Stauchbach und die Waldach, theils eben, theils hügelig und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren, theilweise auch ziemlich unfruchtbaren Boden, der aus den Zersetzungen des Hauptmuschelkalks besteht, dessen Bruchstücke der fleißige Landmann seit Jahrhunderten zusammengelesen und in großen Steinwällen (Steinriegeln) aufgeschichtet hat. Wegen der vielen Gesteinstrümmer ist auch das Feld etwas schwer zu bebauen, daher der Pflug häufig mit Pferden bespannt werden muß. Streckenweise bedeckt ein fruchtbarer Diluviallehm den Muschelkalk. Töpfererde wird auf Allmandplätzen gegraben und unterhalb des Orts befindet sich ein Tuffsteinbruch, überdieß sind 2 Lehmgruben vorhanden, aus denen der Ortsziegler sein Material gewinnt.

Die klimatischen Verhältnisse sind nicht besonders günstig, indem kalte Nebel und Frühlingsfröste nicht selten die Obstblüthe verderben, dagegen gedeihen unter sorglicher Pflege noch die Gurken, Bohnen etc.; früher wurde sogar Weinbau an der nördlich vom Ort gelegenen Weinhalde getrieben. Die Ernte tritt nur 8 Tage später ein, als in Nagold. Hagelschlag und Wolkenbrüche haben öfters schon namhaften Schaden auf der Markung angerichtet.

Die Landwirthschaft wird in dreizelglicher Eintheilung und unter Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Dreherpflug, eiserne Egge, Walze, Repssäemaschine etc.) sehr fleißig betrieben, und der Boden neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln, mit Hallerde, Gyps und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_187.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)