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im Jahr 1855 wesentlich verbessertes Gebäude, enthält 2 Lehrzimmer, die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen.

Beinahe in der Mitte des Orts liegt das gut erhaltene, im Jahr 1773 erbaute Rathhaus.

Ein Gemeindewaschhaus und ein Schafhaus sind vorhanden.

Der Ort ist mit frischem gutem Trinkwasser, das ein laufender, 2 Schöpf- und 9 Pumpbrunnen liefern, hinreichend versehen; von den Schöpfbrunnen ist der in der Steingasse gelegene sehr reichhaltig und läßt auch in den trockensten Jahrgängen nicht nach. Überdieß vereinigen sich im Ort 3 Bäche, der aus dem Berfeldinger Thal (Heidenthal) kommende Fuchtbach, der 1/4 Stunde östlich vom Ort entspringende Buchenbach und der 1/4 Stunde westlich vom Dorf entspringende Käsbrunnenbach; diese vereinigten Bäche bilden den Fischbach, der unterhalb des Orts eine Ölmühle und eine Hanfreibe in Bewegung setzt. Wegen des frischen Wassers beherbergt der Fischbach Forellen; das Fischrecht in demselben hat die Gemeinde, welche es um 36 kr. jährlich verpachtet. Der Buchenbach, welcher bei Feuersbrünsten durch den größten Theil des Orts geleitet und geschwellt werden kann, treibt innerhalb des Orts 2 Mühlen (die obere und untere), die je 2 Mahlgänge und einen Gerbgang enthalten.

Die im Allgemeinen körperlich wohlgestalteten Einwohner gleichen in Sitte, Tracht etc. den Gäubewohnern; sie sind fleißig, geordnet und zeigen viel religiösen Sinn, der sich häufig bis zum strengen Pietismus steigert, wie denn die Secten der Michelianer und Pregizerianer sich hier ziemlich ausgebreitet haben.

Die Vermögensumstände gehören zu den besseren des Bezirks, obgleich es keine eigentliche Reiche gibt, dagegen herrscht der sogenannte Mittelstand vor und Bettler befinden sich nicht im Ort, indem gegenwärtig nur etwa 6 kränkliche und altersschwache Personen von Seiten der Gemeinde unterstützt werden.

Der vermöglichste Bürger besitzt 65 Morgen Felder, der sogenannte Mittelmann 20 Morgen und die ärmere Klasse 2–6 Morgen; jede Familie hat wenigstens 1–2 Stück Rindvieh. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht; von den Gewerben sind außer den schon angeführten Mühlen, 3 Schildwirthschaften, worunter 2 mit Brauereien, ein Kaufmann, ein Krämer und die nöthigen Handwerker vorhanden.

Die sehr ausgedehnte, über die Hälfte unebene Markung hat größtentheils einen fruchtbaren, aus den Zersetzungen des Muschelkalks und des bunten Sandsteins bestehenden Boden, der in etwas nassen Jahrgängen mehr Ertrag liefert als in trockenen. In Folge

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_178.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)