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etwa 100 Klafter jährlich geschlagen und verkauft; der Erlös wird theils zur Deckung des Gemeindeschadens verwendet, theils an die Bürger vertheilt, welch’ letzteren bei günstigen Erlösen schon gegen 1000 fl. zukam.

Das Geschichtliche s. bei Garrweiler.


Gültlingen,
Gemeinde II. Kl. mit 1025 Einw., worunter 2 Kath. a. Gültlingen, Pfarrdorf, b. obere Papiermühle, c. untere Papiermühle, d. Haselstall, Hof. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Rohrdorf eingepfarrt.


An der Stelle, wo sich das Heidenthal, das Buchenthal und das Käsbrunnenthälchen vereinigen, liegt geschützt und angenehm in einer wiesenreichen Thalweitung der ansehnliche, gedrängt gebaute Ort, welcher mittelst Vicinalstraßen nach Wildberg, Sulz, Deckenpfronn, Gechingen und Stammheim mit der Umgegend in Verkehr gesetzt ist. Die aus Holz erbauten, mit steinernen Unterstöcken versehenen Gebäude sind meist ansehnliche, im ländlichen Style des Unterlandes gehaltene Bauernwohnungen, welche sich ziemlich regelmäßig an den reinlich gehaltenen, meist mit Kandeln versehenen Ortsstraßen lagern.

Am südöstlichen Ende des Dorfs steht die Pfarrkirche, deren Langhaus im Laufe der Zeit stylwidrig verändert wurde, während der mit einem halben Achteck schließende, mit Strebepfeilern versehene Chor sich in seiner ursprünglichen germanischen Bauweise noch erhalten hat. Der 4eckige Thurm ist in seinen 3 unteren Stockwerken noch alt und massiv erbaut, dagegen besteht das 4te im Jahr 1738 aufgesetzte Stockwerk aus Holz und trägt ein einfaches Zeltdach. Das untere Stockwerk des Thurms enthält einen spitzbogigen mit einem Kreuzgewölbe versehenen Durchgang, und im obersten Stockwerke hängen 3 Glocken, von denen die größte 1798, die mittlere 1699 und die kleinste 1817 gegossen wurde. Das mit flacher, hölzerner Decke versehene Innere der Kirche hat außer einem noch aus romanischer Periode stammenden Untersatz des Taufsteins und einem sehr alten steinernen Altar, der einem Taufstein gleicht, nichts Bemerkenswerthes. Zunächst des Taufsteins liegt eine Grabplatte mit einem Kreuz und der Umschrift: anno domini 1476 ..... zu Gültlingen dem Gott gnedig sei. Hinter dem Altar befindet sich ein Grabdenkmal mit der Umschrift: Anno domini 1471 ... An einer der Innenwände des Chors ist ein Schlußstein, das Brustbild Christi vorstellend, eingemauert, welches noch von dem ursprünglichen Chorgewölbe herrührt. Die Sacristei trägt noch sichtbare Spuren ihres ursprünglichen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_176.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)