Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das Rathhaus ist schon einige 100 Jahre alt, übrigens immer noch in ziemlich gutem Zustande.

Ein öffentliches Waschhaus und ein Armenhaus sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern 4 laufende und 6 Pumpbrunnen, die jedoch in trockenen Jahreszeiten mit Ausnahme des im unteren Theil des Dorfs gelegenen Stauchbrunnens, ausgehen, welcher alsdann den ganzen Ort mit Wasser versieht; auch bestehen 2 Wetten.

Auf der Markung befinden sich mehrere Quellen, von denen eine auf der Flur Seidelstetten und einige bei der Ölmühle im Bembachthale besonders reichlich fließen.

Die Einwohner sind fleißige rührige Leute, deren Erwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und in der von etwa 30 Personen betriebenen Schindelfabrikation bestehen; es werden etwa jährlich 50 Klafter Holz zu Schindeln verarbeitet, auch befinden sich mehrere Personen im Ort, die mit Schindeln, Brettern, Harz etc. Handel treiben. Überdies sind von den Gewerben noch 4 Schildwirthschaften, worunter 2 mit Brauereien, ein Kaufmann und 3 Krämer zu nennen. Was die im Allgemeinen nicht ungünstigen Vermögensumstände betrifft, so befinden sich gegen 30 wohlhabende Bauern im Ort, von denen je Einer etwa 40 Morgen Felder und 10 Morgen Wald besitzt, die Mehrzahl der Einwohner hat einen Grundbesitz von 6–10 Morgen Felder und die ärmere Klasse 1–2 Morgen. Überdieß wird jedem Bürger von den vorhandenen Allmanden 1/4 Morgen zur Benützung überlassen.

Die ausgedehnte, nur theilweise ebene Markung hat einen sehr verschiedenen, im Allgemeinen mittelfruchtbaren Boden, der im Westen und Norden derselben aus den Zersetzungen des bunten Sandsteins, im Süden und Osten dagegen aus den Verwitterungen der verschiedenen Muschelkalkglieder besteht. An Stellen, wo die Wellendolomite und Wellenmergel zu Tage treten, wie z. B. an dem Abhange gegen das Chausseehaus erscheint ein sehr magerer, nahrungsloser Boden, während an einzelnen Stellen der Markung ein fruchtbarer Diluviallehm die anstehenden Gebirgsarten überlagert und die Einwirkung derselben auf die Oberfläche unmöglich macht. Ein im bunten Sandstein angelegter Steinbruch, der gute Bausteine liefert, besteht nahe (südlich) am Ort; auch ist eine Lehmgrube vorhanden. An dem Abhange gegen das Chausseehaus kommen sehr viele Versteinerungen und an einzelnen Stellen Bohnerz vor. (s. hier. den allgemeinen Theil).

Das Klima ist ziemlich rauh und Frühlingsfröste schaden häufig

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_162.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)