Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Altensteig stunden, (Kirchspielsorte) bei vorkommenden Bauwesen an Kirche, Pfarrhaus etc. Frohnen leisten. Das styllos veränderte Langhaus der Kirche zeigt von seiner ursprünglichen germanischen Bauweise nur noch den spitzen Eingang und ein in den Bogentheilen mit reichem Maßwerk verziertes Spitzbogenfenster; das Innere desselben hat nichts Bemerkenswerthes, dagegen führt ein runder Triumphbogen von dem Schiff in das untere Stockwerk des 4eckigen Thurms, welches die Stelle des Chors vertritt und im früh romanischen Style gehalten ist. Breite, scharfkantige Gurtbögen gehen hier von 4 romanischen Säulen aus und kreuzen sich in der Mitte des Gewölbes, an dessen Kreuzungspunkt ein Schlußstein mit einfacher Rosette angebracht ist. Überdieß führen noch an den Wänden runde Blendbögen hin, welche die Säulen unter sich verbinden. Im Triumphbogen hängt ein gut gearbeitetes Bild des Gekreuzigten. Der mit einem Zeltdach gedeckte Thurm selbst besteht aus 4 Stockwerken, von denen das Oberste aus neuerer Zeit stammt und an den Außenseiten verschindelt ist. Die auf dem Thurme hängenden 2 Glocken haben folgende Umschriften und zwar die größere: Bonifacius Heyla gos mich 1499; die kleinere die 4 Evangelistennamen und anno domini 1467.

Das in der Nähe der Kirche gelegene, gut erhaltene Pfarrhaus bildet mit seinem Ökonomiegebäude, Hofraum und Garten einen wohlgeschlossenen, angenehmen Pfarrsitz.

Das ansehnliche Schulgebäude enthält ein Lehrzimmer und die Wohngelasse des Schulmeisters.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 12 Pumpbrunnen; überdieß sind für das Vieh Hülben angelegt.

Mittelst Vicinalstraßen nach Altensteig (Stadt), Simmersfeld und Überberg (Hesselbronn, Lengenfeld und Zum Weiler) ist dem Ort der Verkehr mit der Umgegend gesichert.

Vermöge der hohen, freien Lage des Dorfs genießt man daselbst eine sehr ausgebreitete, anziehende Aussicht, dagegen ist die Luft etwas rauh, so daß das Obst nicht gerne gedeiht. Hagelschlag kommt höchst selten vor.

Die Einwohner sind fleißige, geordnete Leute, die sich in ziemlich guten Vermögensumständen befinden und deren Erwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht bestehen; der vermöglichste Bürger besitzt 40 Morgen Felder und 16 Morgen Wald, der sog. Mittelmann 12–15 Morgen Felder, während die minder bemittelten Taglöhner immer noch ein Grundeigenthum von 3–4 Morgen haben. Gegenwärtig wird Niemand von Seiten der Gemeinde unterstützt.

Die nicht große, übrigens beinahe eben gelegene Markung hat

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_131.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)