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Zwetschgen beschäftigt, ist verhältnißmäßig ziemlich ausgedehnt und hat sich in neuerer Zeit sehr gehoben. Nur wenn der Frühling spät eintritt und ziemlich häufig vorkommende Frühlingsfröste, wie auch kalte Nebel nicht mehr schaden, geräth das Obst, in andern Jahrgängen ist der Obstertrag nicht von Belang. Eine große dem Schulmeister Schuller gehörige Baumschule ist vorhanden, die nicht nur den Ort, sondern auch die Umgegend mit Jungstämmen versorgt.

Der Rindviehstand ist mittelmäßig; es wird gewöhnliches Land- und Allgäuervieh gehalten, zu dessen Nachzucht 4 Farren aufgestellt sind, die ein Bürger gegen Entschädigung unterhält. Der Handel mit Vieh ist ganz unbedeutend.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht und die Ferkel werden zur Mastung für den eigenen Bedarf von Außen aufgekauft.

Etwa 200 Stck. Bastardschafe lassen die Ortsbürger auf fremder Weide laufen; die Überwinterung geschieht im Ort.

Was die Verkehrsmittel betrifft, so führt die Landstraße von Nagold nach Pfalzgrafenweiler durch den Ort und überdieß sind Vicinalstraßen nach Altensteig, Dorf, Simmersfeld, Garrweiler, Wörnersberg, Hochdorf, Egenhausen und Walddorf angelegt. Ein Eilwagen kommt täglich einmal von Stuttgart und geht wieder zurück; ein Frachtfahrer fährt in der Woche einmal nach Calw und ein fahrender Amtsbote, der seinen Sitz in Simmersfeld hat, fährt wöchentlich 2mal durch Altensteig nach der Oberamtsstadt.

Die Stadt hat das Recht, alljährlich 5 Vieh- und Krämermärkte abzuhalten, auf denen sehr lebhaft mit Vieh gehandelt wird, indem sich auf demselben nicht nur Käufer aus der ganzen Umgegend, sondern vorzugsweise auch aus dem Badischen einstellen. Überdieß wird jeden Mittwoch ein Fruchtmarkt und zugleich ein Wochenmarkt abgehalten.

Die Gemeinde besitzt 3025 Morgen Waldungen, die von einem besonders aufgestellten Gemeindeförster rationell bewirthschaftet werden, übrigens meist auf fremden Markungen zum Theil über eine Stunde vom Ort entfernt liegen; von dem jährlichen, in 2200 Klafter bestehenden Ertrag erhält jeder Bürger 3 Klafter und bei nöthigen Baureparationen für 100 fl. Bauholz. Der Rest des Holzertrags wird als Langholz verkauft, was der Gemeindekasse gegenwärtig eine jährliche Rente von 15–20.000 fl. sichert. Der Ort gehörte zu den sog. Kirchspielsorten und hatte das Recht aus dem 10.000 Morgen großen Kirchspielswald das Brenn- und Bauholz

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_125.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)