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Zwingermauer steht ein rundes Thürmchen und ein zweites das s.g. Storchennest, an der südwestlichen Seite der Stadt. Die Stadt hatte 3 feste Thore und zwar: 1) das obere Thor stand an der Nordseite der Stadt am Gasthaus zum Engel; es war ein Doppelthor, von dem das innere einen festen Thurm hatte. 2) Das mittlere Thor, an der Südseite bei der gegenwärtigen Apotheke; es hatte keinen Thurm, aber ein Vorthor, das 50 Schritte von dem Hauptthor entfernt stand. 3) Das untere Thor, ein einfaches, mit festem Thurm versehenes Thor, das an der Ostseite bei dem Gasthof zum Adler stand; sämmtliche Thore wurden Anfangs dieses Jahrhunderts abgebrochen. Die Vorstadt, den weit größeren Theil des Orts bildend, liegt eben in dem Nagold-Thale, mit Ausnahme des s.g. Steigs, welcher dieselbe mit der Altstadt verbindet, und des auf der rechten Seite der Nagold gelegenen St. Annabergs, an den noch ein Theil der Vorstadt steil hinangebaut ist. Die aus neuerer Zeit stammenden, zum Theil im städtischen Style erbauten Gebäude lagern sich hier, weniger gedrängt, an den breiten, meist macadamisirten Ortsstraßen, so daß die Vorstadt mehr einem ansehnlichen Dorf, als einer Stadt gleicht.

Von den südlich gelegenen Anhöhen gesehen, bietet die Stadt mit der terassenförmig an den Bergabhang hingebauten Altstadt und dem auf dem höchsten Punkte gelegenen Schloß eine sehr malerische, wirklich imposante Ansicht.

Von öffentlichen Plätzen sind zu nennen, in der Altstadt: der Marktplatz; in der Vorstadt: der Viehmarkt-, der Schweinmarkt- und der Fruchtmarktplatz.

Öffentliche der Gemeinde gehörige Gebäude sind:

1) Das auf dem Marktplatz stehende Rathhaus; ein altes, auf der Südseite 6stockiges, auf der Nordseite nur 3stockiges Gebäude, das auf einem uralten, aus Buckelsteinen erbauten Unterstocke ruht, während der übrige Theil in reichem Holzbau ausgeführt ist und den unverdorbenen Charakter eines im spät germanischen Styl ausgeführten Hauses von Bedeutung trägt. Der steinerne Unterstock enthält einen spitzbogigen Seiteneingang, über welchem das badische Wappen angebracht ist.

2) Das ansehnliche, im Jahr 1822 neu erbaute Schulhaus steht in der Nähe des ehemaligen, mittleren Thors und enthält 4 Lehrzimmer, die Wohnungen des Knabenschulmeisters und der 2 Unterlehrer; der Mädchenschulmeister wohnt gegen Hausmietheentschädigung in einem Privathause.

3) Das Realschulgebäude, ehemaliges Decanathaus, bei der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_119.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)