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denen die spitzen Arcadenbögen ausgehen; an einer derselben ist folgende Inschrift eingemeiselt: anno dni 1360 X. Klās Augusti || incepta est cappella btē Marie || virginis in oppido Nagelt,“ Die im Renaissancegeschmack im Jahr 1610 ausgeführte Kanzel enthält an der Brüstung Christus und die 4 Evangelisten. Der sehr alte, achteckige Taufstein ist hohl und enthält die Symbole der 4 Evangelisten, einen Engel mit der Rolle, einen geflügelten Löwen, einen Adler und einen geflügelten Stier; der Fuß des Taufsteins, auf dem ein liegender Drache, das Sinnbild der besiegten Hölle dargestellt war, ist in neuerer Zeit abgemeiselt worden. 1

Den mit einem halben Achteck schließenden, mit Streben versehenen Chor, welcher hier außergewöhnlich gegen Norden gerichtet ist, deckt ein schön konstruirtes Netzgewölbe, dessen Schlußsteine folgende Darstellungen enthalten: 1. ein Heiliger mit Nimbus, die beiden Arme in die Hüften stützend, 2. drei nackte seltsam verschlungene männliche Figuren, 3. Agnus Dei. Von dem Chor führt ein im reinen germanischen Geschmack gehaltener Eingang in das unterste Stockwerk des Thurms, welches gegenwärtig als Sacristei dient. Über diesem Eingang ist folgende Inschrift angebracht: Hec structura est incepta anno domini 1401. Neben dieser Tühre steht ein sehr altes Grabdenkmal in Stein, des Ritters Friedrich v. Wihingen (d. i. Enzweihingen), darstellend sein Wappen, zwei gekreuzte Schwerter, mit den Spitzen nach unten.[1] Ein weiteres Denkmal enthält die Inschrift: Anno domini 1625 d. 2. Tag Juni starb die wohledle ehren- und tugendsame Jungfraw Martha Agnes von Hoheneck des freien adeligen Stifts Oberstenfeld gewesenen Conventsjungfraw deren Got gnedig seie. Am Rande des Grabdenkmals sind die Wappen der adeligen Geschlechter Hoheneck, Weichs, Stein, Schotten, Münchingen, Rieppur, Zobel und Speth angebracht. In der unter dem Chor befindlichen Gruft sollen die Grafen von Hohenberg beigesetzt sein. Die Sacristei enthält ein Kreuzgewölbe und einen alten, in die Mauer eingelassenen steinernen Altartisch. Der viereckige, 160′ hohe Thurm besteht aus 7 Stockwerken, von denen das oberste, hölzerne in ein Achteck übergeht und erst im Jahr 1849 aufgesetzt wurde. Die auf dem Thurme hängenden 4 Glocken haben


  1. O.A.-Beschreibung v. Vaihingen 137. Er ist vielleicht der 1352–1362 und 1353 als Zeuge in Nagold selbst (Schmid Pfalzgraf v. Tübingen 2, 182) vorkommende. Übrigens erscheint noch 1402 ein „Friz von Weihingen zu Nagolt“ (St. A. unter Kl. Reuthin).
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_103.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)