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Stärke aus. Auch Haiterbach mit seiner kräftigen, aufgeweckten, leicht aufbraußenden Bevölkerung darf nicht unerwähnt bleiben; es liefert verhältnißmäßig die meisten Militärdienstpflichtigen.

Die Nahrung der Bezirksbewohner besteht im Allgemeinen in rauhen Speisen, Sauerkraut, Kartoffeln, Haferbrei, Blätterkohl, Schweinefleisch und besonders viel Milch; ein Stück geräucherten Specks mit Roggenbrod gilt für ein treffliches Mahl. Von Getränken wird Wein (vorzugsweise rother), Most und besonders Branntwein, namentlich der unter dem Namen – Hoadbeer – Hohbeerschnaps bekannte Heidelbeergeist genossen. Auch das Bier findet in neuerer Zeit immer mehr Eingang.

Eigenthümliche Sitten und Volksbelustigungen werden allmälig seltener, übrigens weichen sie in den eigentlichen Schwarzwaldorten doch noch hie und da von den übrigen Bezirksorten ab. Der früher häufig übliche Tanz ist in einzelnen Orten beinahe ganz verschwunden, während er sich in den übrigen nur noch auf Kirchweihen, Märkte und Hochzeiten beschränkt; letztere werden häufig noch, namentlich auf dem sog. oberen Wald auf eine solenne Weise abgehalten und dauern öfters 2–3 Tage.

Bei Leichenbegängnissen singt die Schuljugend vor dem Hause des Verstorbenen, sowie während des Gangs zum Gottesacker und der Einsenkung des Sargs, geistliche Lieder unter Anführung des Schulmeisters, der nicht selten, besonders bei Kindern, auch die Leichenrede hält.

Von Volksfesten und Volksspielen ist anzuführen, daß in Altensteig am Christabend die Schuljugend mit brennenden Fackeln den der Stadt gegenüber gelegenen Bergabhang hinanzieht bis zu dem Schloßberg, was von der Stadt aus gesehen, einen schönen Anblick gewährt. In Haiterbach besteht die sogenannte Schülersuppe; bei feierlichen Hochzeiten holen die ältesten Schulknaben nach dem ersten Geläute zur Hochzeitpredigt im Brauthause die Schülersuppe ab, welche in einer großen Schüssel voll Suppe mit etwa 6 Pfund Fleisch besteht, wozu 2 Maas Wein und 2 Laibe weißes Brod gegeben werden. Diese Gabe verzehren die Knaben mit ihren Lehrern und begeben sich alsdann zum Zusammenläuten und Gesang in die Kirche.

In Wildberg wird alle zwei Jahre (den 21. September) der Schäferlauf abgehalten (s. die Ortsbeschreibung von Wildberg).

Das früher allgemein übliche Eierlesen am Ostermontag ist abgegangen.

Die solide ländliche Kleidertracht hat sich im Allgemeinen noch ziemlich unverdorben erhalten und ist nur in den Städten und in

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_041.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)