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2. Stamm und Eigenschaften der Einwohner.

Die Einwohner des Bezirks gehören mit Ausnahme einiger Eingewanderten, dem schwäbischen Volksstamm an und sind im Allgemeinen von mittlerer Größe und kräftigem Körperbau; nur die Einwohner der Orte Altensteig, Stadt, Berneck und Wildberg sind durchschnittlich minder kräftig und theilweise unansehnlich gebaut. Die mittlere Größe der Conscriptionspflichtigen im Bezirk beträgt nach einer 5jährigen Durchschnittsberechnung (württ. Jahrbücher 1833, S. 384 ff.) 8,53″ (über 5′), so daß der Bezirk dem Oberamt Wangen, wo durchschnittlich die meisten großen Männer vorkommen, nur um 0,34″ nachsteht und das Oberamt Maulbronn, welches in dieser Beziehung die ungünstigsten Ergebnisse liefert, um 0,76″ übertrifft. Unter 1000 Conscriptionspflichtigen hatten 279 eine Größe von 6′ und darüber. Untüchtig wegen Gebrechlichkeit erscheinen nach der durchschnittlichen Berechnung unter 1000 Pflichtigen 388, was gegen das Minimum 250 (Oberamt Mergentheim) ein ziemlich günstiges Resultat liefert. Die Zahl der wegen allgemeiner Körperschwäche und Kränklichkeit Untüchtigen belauft sich unter 1000 Pflichtigen auf 64 (das Maximum Ulm mit 157, das Minimum Saulgau mit 26).

Der Volkscharakter ist im Allgemeinen gut und mit wenig Ausnahmen trifft man allenthalben Fleiß, Sparsamkeit und Religiosität, welch letztere nicht selten die Formen des Pietismus liebt; neben den Pietisten findet man auch in einzelnen Orten die Secte der Michelianer, der Pregizerianer und der Neukirchler (s. die Ortsbeschreibungen). In den eigentlichen Waldorten sind die Leute in Folge ihrer vielfältigen Beschäftigungen in den Waldungen einfach, ordnungsliebend, jedoch etwas rauh von Sitten; bei den Flößern trifft man eine gewisse Derbheit, die übrigens selten in eigentliche Rohheit ausartet. Wesentlich verschieden sind die Bewohner der Orte auf der rechten Seite der Nagold (Gültlingen, Ober- und Unter-Sulz) von denen im westlichen Theil des Bezirks; erstere gleichen dem Gäubewohner, letztere dem eigentlichen Schwarzwälder, während die zwischen diesen beiden wohnenden Leute gleichsam den Übergang von dem sogenannten Gäubewohner zu dem eigentlichen Schwarzwälder bilden. Nach Charakter und äußerer Erscheinung unterscheiden sich von den übrigen Bezirksbewohnern die von Ober- und Unterthalheim, welche – fast durchgängig zur katholischen Confession gehörig – als ehemalige Vorderösterreicher den Bewohnern des Horber und Rottenburger Oberamts ähnlich sind. Im Übrigen zeichnen sie sich, besonders die weiblichen Personen, durch körperliche Größe und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_040.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)