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müssen, so weit sie die Markung berühren (über vier Stunden Wegstrecke), mit namhaften Kosten von der Gemeinde unterhalten werden.

Der Ort selbst ist regelmäßig angelegt, freundlich und reinlich; an den breiten Ortsstraßen lagern sich ziemlich gedrängt die aus Holz erbauten und mit steinernen Unterstöcken versehenen, meist hübschen Bauernwohnungen, welche durchgängig mit Ziegeldächern versehen sind. Das Dorf war früher mit einer Mauer umgeben. Im südlichen Theile des Orts steht die im Jahr 1845–47 nach dem Plan des Bauinspektors Rupp zu Reutlingen in einem sehr ansprechenden gothischen Styl neu erbaute Pfarrkirche und macht sowohl durch ihr Äußeres als Inneres einen sehr günstigen Eindruck. Der 200 Fuß hohe, weithin sichtbare, ebenfalls gothisch gehaltene Thurm hat ein Kreuzdach, dessen Giebelseiten mit den vier Seiten des Thurmes korrespondiren; auf demselben erhebt sich ein sehr schlankes, spitzes Zeltdach. Im unteren Stockwerke des Thurmes sind vier von der ehemaligen Kirche herrührende Schlußsteine eingemauert und zwar: 1) das v. Gültlingen’sche Wappen, 2) die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde, 3) der heil. Georg, der Schutzpatron der Kirche und 4) der heil. Sebastian. Das Innere der Kirche ist dreischiffig, weiß getüncht und das mit vergoldeten Schlußsteinen versehene Kreuzgewölbe des Mittelschiffs wird von je drei Säulen auf einer Seite unterstützt, indessen sind die Säulen und Gewölberippen nur aus Holz construirt und steinfarbig angestrichen. Von dem Langhaus führt der ursprüngliche spitze Triumphbogen in den Chor, dessen Decke blau getüncht und mit goldenen Sternen geziert ist. Der Hochaltar im Chor enthält ein großes aus Stein ausgeführtes Kruzifix aus früherer Zeit und ist im Rococogeschmack gehalten, was mit der übrigen Kirche nicht übereinstimmen will; auch stehen auf dem Altare zwei alte gut geschnittene Holzbilder aus dem 15. Jahrhundert und an der Seitenwand des Chors ist noch eine alte gothische Nische angebracht, welche den sitzenden Christus enthält. Die beiden Seitenaltäre im Schiff, die Verkündigung und Christus am Ölberg vorstellend, sind im gothischen Geschmack von Maintel in Horb 1849 gut ausgeführt worden. Zum Kirchenbau trugen bei das Spital Horb (dieses das Meiste), die Pfarrei und die Ortsstiftung.

Der Begräbnißplatz liegt 1/4 Stunde nördlich vom Ort im sog. Lohndorf; auf demselben steht eine uralte Kapelle, die noch Spuren romanischer Bauweise zeigt und früher die Pfarrkirche von Vollmaringen, Iselshausen und Mötzingen war.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_251.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)