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in Kempten, gebürtig in dem zur Gemeinde gehörigen Buchhof, gestiftet wurde.

Der Begräbnißplatz lag früher um die Kirche und wurde in neuerer Zeit außerhalb (östlich) des Orts angelegt. Der israelitische Begräbnißplatz liegt 1/8 Stunde südlich vom Dorf.

Das Pfarrhaus ist in gutem Zustande und das Schulhaus wurde erst 1843 mit einem Gemeindeaufwand von 9000 fl. neu erbaut; es enthält drei Lehrzimmer, worunter eines für die Israeliten und die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen. Der israelitische Lehrer wohnt in seinem eigenen Hause. Industrieschulen sind zwei (eine christliche und eine israelitische) vorhanden.

Eine Synagoge ist in neuerer Zeit im modernen Rundbogenstyl erbaut worden; die ursprüngliche wurde 1721 errichtet.

Der Ort bezieht sein Trinkwasser aus Pumpbrunnen, die indessen in ganz trockenen Jahrgängen so sehr nachlassen, daß Wassermangel entsteht und der Wasserbedarf größtentheils auswärts bezogen werden muß. Auf den Fall der Feuersgefahr und zum Pferdeschwemmen sind zwei Wetten angelegt.

Die Einwohner, meist gut gebaute, fleißige, sparsame und gelehrige Leute, nähren sich von gut bestelltem Feldbau, Viehzucht und Gewerben. Wegen Übervölkerung gehen den Sommer über viele (80–100) als Zimmerleute, Maurer, Schreiner, Handlanger etc. in die Schweiz und in das Elsaß, wo sie meist Arbeit und reichlichen Verdienst finden, was in der Gemeinde einen ordentlichen Mittelstand erhält. Bettler gibt es keine. Die Israeliten beschäftigen sich vorzugsweise mit Handel, einige wenige mit Gewerben und Feldbau. Handlungen sind zwei, Kramläden drei, Schildwirthschaften sechs, worunter vier mit Bierbrauerei und eine weitere Brauerei vorhanden; das Nordstetter Bier hat einen guten Ruf und wird theilweise nach Außen abgesetzt.

Die ziemlich große, beinahe durchgängig für den Feldbau benützte Markung, hat mit Ausnahme des Steilabhanges gegen den Neckar eine flachwellige Lage und einen fruchtbaren Boden, der größtentheils aus Lehm, gegen die Abhänge hin aus sogen. Malmboden (Verwitterung des Muschelkalkdolomits) und bei Buchhof aus sandigem Lehm, bei dem sich der Lettenkohlensandstein geltend macht, besteht. Vermöge der hohen Lage des Orts ist die Luft rein und gesund, jedoch meist etwas bewegt. Hagelschlag kommt selten vor, dagegen schaden Frühlingsfröste häufig der Obstblüthe.

In dreizelgiger Flureintheilung wird unter Anwendung verbesserter

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_225.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)