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dieselbe durch einen eigenen arabischen Hengst belegen und die erzielten Fohlen (gegenwärtig 13 Stücke) auf Weiden laufen läßt, bis sie im vierten und fünften Jahre zum Reiten und Ziehen gewöhnt werden.

Im Orte selbst ist die Rindviehzucht schon wegen Mangels an Grund und Boden nicht bedeutend, wohl aber auf dem herrschaftlichen Schloßgute, wo eine voradelbergische Race gezüchtet und durch einen Farren gleicher Race rein erhalten wird; es sind daselbst 50 Stücke Schmal- und Melkvieh und acht Ochsen aufgestellt. Auch besteht eine Käserei, die magere und halbfette Käse liefert. Der Viehstand im Ort reicht nicht zu um das Bedürfniß an Milch zu befriedigen, daher dasselbe noch durch Einführung von Außen gedeckt werden muß.

Die Schweinezucht wird von vielen Ortsbürgern, sowie auch von der Gutsherrschaft in namhafter Ausdehnung getrieben und überdieß noch Ferkel von Außen eingeführt; man züchtet vorzugsweise die halbenglische Race, und mästet sie theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf.

Ziegen werden von ärmeren Familien, die wenig oder gar keine Wiesen besitzen, der Milch wegen gehalten.

Hühner, Gänse, Enten und auch Tauben zieht man in beträchtlicher Anzahl, theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf.

Die Bienenzucht wird in günstigen Jahrgängen mit Glück betrieben und die Ausbeute an Honig und Wachs theils im Ort, theils nach Außen verwerthet.

Was die Gewerbe betrifft, so sind von diesen, außer den schon angeführten Mühlwerken, noch zu nennen: eine Baumwollenspinnerei mit 4–5 Stühlen, zwei namhafte Bierbrauereien, die ihr Produkt theils im Ort, theils in der Umgegend absetzen, vier Schildwirthschaften, sechs Kaufleute, vier Krämer, ein Uhrmacher, ein Optiker und sonst noch die nöthigen Handwerker. Als Nebengewerbe wird das Korbflechten und Besenbinden für den Ortsbedarf betrieben.

Der Handel beschäftigt sich mit Kolonialwaaren, Tüchern von Wolle und Baumwolle, Leder, rohe Häute, optische Gegenstände, Vieh etc. Auf den zwei Märkten, welche der Ort den 9. Mai und den 29. September abzuhalten berechtigt ist, machen Töpfer mit Geschirr und Bötticher mit Kübeln etc. gute Geschäfte.

Die Spedition wird wöchentlich durch drei Botenfuhrwerke von der Station Rottenburg hieher und gegen Balingen und Rottweil befördert.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_221.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)