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Das gut erhaltene Pfarrhaus mit seinem Ökonomiegebäude und ansehnlichem Baumgarten liegt in der Nähe der Kirche und wird von der Heiligenpflege unterhalten.

Das Rath- und zugleich Schulhaus wurde 1844 neu erbaut; es enthält, außer den Gelassen für den Gemeinderath, ein Lehrzimmer. Der Schulmeister wohnt in einem abgesonderten, der Gemeinde gehörigen Gebäude. Den Winter über besteht eine Industrieschule.

Gutes Trinkwasser liefern sieben Pumpbrunnen und auf den Fall der Feuersgefahr ist eine kleine Wette im Ort angelegt.

Die Einwohner sind im allgemeinen wohlgewachsene, fleißige Leute, die sich bei einer einfachen und sparsamen Lebensweise in guten Vermögensumständen befinden; letztere haben sich besonders in neuerer Zeit gehoben, indem im Jahr 1856 die auf der Markung gelegenen Güter des Fürsten von Waldburg-Zeil-Trauchburg (300 Morgen Äcker und 33 Morgen Waldungen) an eine aus Ortsbürgern bestehende Gesellschaft um den billigen Preis von 70.000 fl. verkauft wurden. Der vermöglichste Ortsbürger besitzt 33 Morgen Felder und 1 Morgen Waldungen, der sogen. Mittelmann 20 Morgen Felder und 7/8 Morgen Waldungen und die minder bemittelte Klasse 4 Morgen Felder. Die Volkstracht, welche früher der Tracht des Gäus (gelbe Lederhosen, Dreispitz-Hüte etc.) ähnlich war, hat sich allmählig geändert und die Männer kleiden sich jetzt meist in Tuch und an die Stelle des dreispitzen Huts ist die Mütze, der Schlapp- und der runde Hut getreten; das weibliche Geschlecht ist ziemlich bunt in Zeuglen und Wollstoffe gekleidet. Von Volksbelustigungen lieben die Einwohner hauptsächlich den Tanz, der bei Hochzeiten auch von Verheiratheten noch geübt wird. Die Hochzeiten, welche bei Vermöglichen zwei Tage dauern, werden zahlreich besucht, dabei trägt die jungfräuliche Braut als Ehrenschmuck eine sogen. Schappel. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht; von den Gewerben, die meist nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen dienen, sind hauptsächlich die auch auswärts arbeitenden Maurer, eine Schildwirthschaft mit Bierbrauerei und ein Krämer zu nennen.

Die nicht große Markung, von der ein Theil mit Wald bestockt ist, bildet eine von unbedeutenden Thälchen und Rinnen durchzogene wellenförmige Hochebene, deren fruchtbarer Boden größtentheils aus Lehm besteht, bei dem an einzelnen Stellen die aus der Lettenkohlengruppe bestehende Unterlage der Oberfläche so nahe kommt, daß sie Einfluß auf dieselbe zu äußern vermag und einen sandigen Lehm, zuweilen auch einen schweren Thonboden hervorbringt. Etwa 1/4 St.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_182.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)