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selbstständigen Pfarrei erhoben. Das Patronatsrecht übte der Bischof von Rottenburg je im dritten Falle, die Freiherrn von Raßler je in zwei Fällen.


Eutingen,
Gemeinde II. Klasse 1050 Einw, wor. 10 Ev. a. Eutingen, Pfarrdorf, 1010 Einw., b. Oberer Eutinger Thalhof, Hof, 9 Einw., c. Thalmühle, 10 Einw., d. Unterer Eutinger Thalhof, Hof, 9 Einw., e. Ziegelhütte. 12 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Mühlen eingepfarrt.


Der sehr ansehnliche Ort, welcher den 11. März 1685 größtentheils (134 Hauptgebäude) abbrannte und nach dem Brande schön und beinahe quadratisch angelegt wurde, besteht meist aus freundlichen, aus Holz erbauten und mit steinernen Unterstöcken versehenen Häusern, die sich ziemlich gedrängt an den breiten, größtentheils gekandelten Ortsstraßen lagern. An jeder Ecke des Orts standen Thore und zwar: das Horber Thor an der südwestlichen Ecke an der alten Horber Straße, das Witthauthor an der nordwestlichen Ecke an der gegenwärtigen Horber Straße, an der nordöstlichen Ecke das obere Thor und an der südöstlichen Ecke das Binsenthor an der Straße nach Rohrdorf; die beiden letzteren wurden erst in den Jahren 1763/66 abgebrochen. Im Laufe der Zeit vergrößerte sich der Ort und es haben sich außerhalb des ursprünglichen Vierecks an der Nordseite zwei dicht mit Häusern besetzte Ortsstraßen und zwei Häuserreihen an der neuen Horber Straße gebildet, so daß Eutingen das schönste Dorf des Oberamtsbezirks genannt werden darf. Auf der Hochebene zwischen dem Neckar- und dem Steinachthale hat der Ort in einem unbedeutenden Thälchen eine sehr angenehme, sommerliche, gegen Norden etwas geschützte Lage. Der Ort ist Sitz des katholischen Dekans, eines Postamts und eines prakticirenden Arztes; auch besteht daselbst eine Apotheke.

Von der 11/2 Stunden südwestlich gelegenen Oberamtsstadt führt die Poststraße nach Rottenburg durch den Ort und überdieß sind von Eutingen Vicinalstraßen nach Rohrdorf, Göttelfingen, Hochdorf, Altheim und Mühlen angelegt.

Die ansehnliche, im südlichen Ortstheil gelegene Kirche zu St. Stephan ist im einfachen gothischen Styl erbaut und enthält spitzbogige Fenster, die das Maßwerk in den Bogentheilen verloren haben; der mit Streben versehene Chor schließt mit einem halben Achteck. Über dem spitzbogigen Eingang an der Südseite des Langhauses steht 1444, ohne Zweifel das Jahr der Erbauung

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_169.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)