Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auch die Gelasse für den Gemeinderath, worunter ein schöner geräumiger Bürgersaal, befinden. Im unteren Stockwerk sind zwei Mostpressen und eine Obstmühle nach der neuesten Konstruktion eingerichtet, auf der in 24 Stunden 500 Simri vermostet werden können. Der Schulmeister wohnt in einem abgesonderten, der Gemeinde gehörigen Hause, in dessen unterem Stockwerke die Gemeindebackküche eingerichtet ist. Auch sind zwei Gemeindewaschhäuser im Ort.

Die Synagoge hat nichts Bemerkenswerthes und die israelitische Schule befindet sich gegenwärtig noch in einem Privathause, in welchem auch der Lehrer wohnt, soll aber demnächst in das Rath- und Schulhaus verlegt werden.

Das Schloß, welches mit einem auf der Markung zerstreut liegenden, etwa 300 Morgen großen Gut dem Freiherrn von Stauffenberg gehört, ist mehr ein Meiereigebäude mit zwei großartigen, ökonomischen Zwecken dienenden Nebengebäuden, in deren Rücken sich ein großer, ummauerter Obstgarten anlehnt; ein Schafhaus, das unten im Dorf liegt, gehört ebenfalls dem Gutsherrn v. Stauffenberg. Das Schloß wurde 1820 erbaut, nachdem das frühere abgebrannt war, während die Ökonomiegebäude schon 1817 abbrannten und ebenfalls 1820 wieder neu aufgebaut wurden.

Gutes Trinkwasser liefern drei Gemeinde- und viele Privatbrunnen in solcher Reichhaltigkeit, daß sogar in ganz trockenen Jahrgängen dem benachbarten, weniger mit Wasser versehenen Ergenzingen damit ausgeholfen werden kann. Überdieß sind im Dorf zwei kleine Wetten angelegt.

Vicinalstraßen bestehen nach Vollmaringen, Mötzingen, Ergenzingen und Göttelfingen; sie sind, wie auch die Feldwege, sämtlich in gutem Zustande.

Die Einwohner sind meist gesunde, kräftige Leute, die Männer in der Regel großstämmig, die weiblichen Personen haben dagegen einen kleinen gedrungenen Körperbau, sie verbinden mit Fleiß und Sparsamkeit eine gewisse bäuerliche Ehrbarkeit und tragen so ganz den Charakter der Gäubewohner, deren solide, kleidsame Tracht auch noch ziemlich allgemein üblich ist. (S. hierüber wie auch über Volksgebräuche den allgemeinen Theil.) Die Vermögensumstände sowohl bei den christlichen, als auch bei den israelitischen Einwohnern sind sehr gut; erstere treiben Ackerbau und Viehzucht, letztere Handel, insbesondere mit Vieh, und lassen ihre Güter durch christliche Taglöhner bearbeiten. Der vermöglichste christliche Bürger besitzt 120 Morgen Felder, der sogenannte Mittelmann 25 Morgen und die

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_134.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)