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aufbewahrt und zwar: 1. eine etwa 400 Jahre alte, in Form eines gothisch durchbrochenen Pyramidendachs prachtvoll ausgeführte Monstranz von Silber mit Vergoldung und reichem Besatz von Edelsteinen. 2. Eine silberne Kreuzpartikel, die etwa 100 Jahre älter sein mag als die Monstranz; neben dem Crucifix stehen Maria und Johannes. 3. Ein silbernes, im gothischen Geschmack meisterhaft ausgeführtes Rauchfaß und ein gothisch gehaltenes Räucherschiffchen. 4. Ein im Rococostyl überaus schön aus Silber gearbeiteter und vergoldeter, sehr reich mit Edelsteinen besetzter Abendmahlkelch, nebst zwei gleich schönen Kannen und einer Platte. 5. Eine reich mit Edelsteinen besetzte silberne Monstranz in Rococofassung. 6. Die fünf Wundmale Christi (das durchstochene Herz und die durchnagelten Hände und Füße), beinahe in wirklicher Größe von Silber und jedes einzelne Stück mit silbernen Strahlen umgeben. 7. Eine silberne 21/2′ hohe Madonna auf einem im Rococostyl ausgeführten Postament etc.

Die Unterhaltung der Kirche liegt zu 19/20 dem Staat und zu 1/20 dem Spital ob.

Um die Kirche liegt der ehemalige, hoch ummauerte Begräbnißplatz, zu dem eine steinerne Treppe durch ein spitzbogiges Gewölbe führt. Der gegenwärtige Begräbnißplatz befindet sich außerhalb (nördlich) der Stadt, zunächst der Stelle, auf der die Johanniskirche stand.

Die im unteren (westlichen) Theile der Stadt gelegene Liebfrauenkirche ist im gothischen Styl mit einfachen spitzbogigen Eingängen und Fenstern um 1363[ER 1] erbaut; aus letzteren wurde das Maßwerk in den Bogentheilen herausgenommen. Das Langhaus, wie auch der Chor sind mit Strebepfeilern umgeben und der Thurm ist durch zwei, erst später aufgeführte kolossale Streben unterstützt, um ihn vor Einsturz zu schützen. Der mit einem halben Achteck schließende Chor, welcher ursprünglich die Burgkapelle der anstoßenden, längst abgebrochenen Burg Herrenberg gewesen war, steht mit dem später angebauten Langhaus durchaus nicht im Einklang und weicht von der Achse der Kirche auffallend gegen Süden ab; er enthält an seiner Nordseite einen nun zugemauerten, sehr schönen im frühgothischen Styl ausgeführten Eingang. Der massive, viereckige Thurm hat in seinen unteren Stockwerken nur schmale Lichtöffnungen, im obersten aber spitzbogige, mit Maßwerk gezierte Fenster und ist mit einem einfachen Zeltdach gedeckt. Das unterste Stockwerk enthält ein Kreuzgewölbe, dessen Schlußstein mit Laubgewinde verziert ist. Das Innere des, im Laufe der Zeit vielfach veränderten Langhauses ist

Errata

  1. S. 101. L. 16 v. u.: nach „Fenstern“ setze bei: um 1363. Siehe Berichtigungen und Nachträge, Seite 273–276.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_101.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)