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desselben lang gestreckt hinzieht, ist die Stadt, mit Ausnahme der in den beiden Thälern gelegenen Stadttheilen, theils auf den Scheitel des Bergrückens, theils an dessen steile Abhänge hingebaut und hat daher zum größeren Theil eine sehr unebene Lage, so daß sie an vielen Stellen nur mit Mühe, den Winter über aber öfters nicht ohne Gefahr begangen werden kann. Daher kommt es auch, daß jeder Fremde, der das erstemal das Innere der Stadt zu Gesicht bekommt, sich der Bemerkung nicht enthalten kann, wie es möglich war, jemals an dieser Stelle eine Stadt zu erbauen. So scheint es allerdings unter den gegenwärtigen Verhältnissen, allein im Mittelalter, zur Zeit der Gründung der Stadt, war diese Anlage, bei der man vorzugsweise auf eine gegen Feinde gesicherte Stelle Rücksicht nehmen mußte, eine durchaus zweckentsprechende. Betrachten wir die Stadt und ihre Lage näher, so ergiebt sich, daß die uranfängliche Anlage derselben sich nur auf den steilen Bergrücken selbst beschränkte; sie war demnach von drei Seiten natürlich fest und auf der vierten (westlichen) allein zugänglichen, wurde sie mittelst eines tiefen Grabens und der daselbst angelegten Burg der Grafen von Hohenberg befestigt und unzugänglich gemacht. Überdieß stand noch westlicher auf der Höhe des Bergrückens eine weitere Burg, von der sich der weithin sichtbare, 90′ hohe Schüttethurm bis heute noch erhalten hat. An der östlichen Spitze des Bergrückens aber lag die Burg Herrenberg und vertheidigte hier die Stadt. Die Stadt selbst war mit Mauern und Gräben umfriedigt, die von der Hohenberg’schen (oberen) Burg einerseits bis an den Neckar, andererseits in das Seitenthal hinunter an den Grabenbach und an diesem fort bis an die Burg Herrenberg (untere Burg) hinliefen; von hier zogen sie, einen Bogen um die Burg beschreibend, wieder an den Neckar, der auf der Südseite die Stadt schützte. 1

Später vergrößerte sich die Stadt und es entstanden zwei Vorstädte, von denen sich die eine in das Seitenthälchen, gewöhnlich nur Thal genannt, hineinzieht, die andere sich im Neckarthale außerhalb des inneren Ihlinger Thors bildete. Nun wurden auch diese ins Bereich der Befestigung gezogen und mit Mauern und Gräben umfriedigt, die ebenfalls von der Hohenberg’schen Burg ausgingen und auf der Westseite bis an den Neckar, auf der Nordseite aber um die in das Seitenthal hingebaute Vorstadt bis an das Bildechinger Thor liefen; östlich von demselben bildeten sie eine rechtwinkelige Ecke und zogen gegen Süden, um sich, nachdem sie in einem stumpfen Winkel gegen Südosten abgebrochen hatten, unterhalb der Burg Herrenberg wieder

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_097.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)