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2. Stamm und Eigenschaften der Einwohner.

Die Einwohner sind mit Ausnahme einzelner Eingewanderten durchaus Schwaben und theilen alle eigenthümlichen Charakterzüge dieses Volksstammes, welche sie von den Oberschwaben wie von den Franken wesentlich unterscheiden.

Was den Menschenschlag betrifft, so sind die Bewohner der Hochebenen im allgemeinen gesunde, kräftige, groß gewachsene Leute, besonders trifft man in den sog. Gäuorten, wie z. B. in Baisingen, Hochdorf, Göttelfingen, Eutingen, Bildechingen, Rohrdorf etc. einen sehr schönen Menschenschlag, wie auch auf der Hochebene auf der rechten Seite des Neckars in den Orten Nordstetten, Wachendorf, Bierlingen, Felldorf, Ahldorf etc. Auch am Saum des Schwarzwalds sind die Bewohner noch kräftig, namentlich in Bittelbronn, Grünmettstetten etc. Die Bewohner der Thalorte dagegen haben einen minder ansehnlichen, etwas schwächeren Körperbau.

Nach einer 24jährigen Durchschnittsberechnung von den Jahren 1834–1857[1] waren in dem Bezirk unter 100 Conscriptionspflichtigen 5,01 wegen mangelnder Körpergröße untüchtig, so daß derselbe unter den 64 Oberämtern die siebente Stelle einnimmt (die günstigsten Resultate lieferte Wangen mit 4,22 die ungünstigsten Weinsberg mit 18,83). Wegen Gebrechen waren unter 100 Pflichtigen untüchtig 47,95 so daß in dieser Beziehung der Bezirk unter den 64 Oberämtern die einundsechzigste Stelle einnimmt, und somit zu den ungünstigsten gehört, (die günstigsten Resultate lieferte Saulgau mit 32,99 und die ungünstigsten Sulz mit 49,78). Überhaupt untüchtig waren 52,96 so daß in dieser Beziehung der Bezirk die zweiundvierzigste Stelle einnimmt (die günstigsten Ergebnisse lieferte Saulgau mit 37,76 und die ungünstigsten Freudenstadt mit 63,86). Unter sämtlichen der ärztlichen Visitation und dem Messen unterworfenen Conscribirten (von 1834–1857: 3276) waren 164 wegen mangelnder Größe, 1571 wegen körperlicher Gebrechen, im Ganzen 1753 untüchtig.

Der Gesundheitszustand der Bezirksbewohner[2] ist im allgemeinen nicht ungünstig, da verheerende endemische Krankheiten im Bezirk keineswegs zu Hause sind, während dagegen Epidemieen, namentlich in früheren Zeiten, nicht selten vorkamen.


  1. S. Württemb. Jahrb. 1857. S. 158.
  2. Von Oberamtsarzt Dr. Lipp in Horb mitgetheilt.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_039.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)