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Unter-Iflingen,
Gemeinde III. Kl. mit 249 Einw. – Pfarrfilial von Neuneck.


Das sehr freundliche, in die Länge gebaute Dorf liegt 3 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt und 1/4 Stunde östlich von dem Mutterort in einer weit ausgerundeten Mulde, welche den Anfang eines kleinen Seitenthälchens des nur 1/4 Stunde westlich vom Ort vorbei ziehenden Glatt-Thales bildet. Im Rücken des Dorfes erhebt sich das Terrain halbmondförmig und gewährt demselben Schutz gegen rauhe Nord- und Westwinde, während die Gegend gegen Süden und Südwesten geöffnet ist, was zur gesunden und fruchtbaren Lage des Orts wesentlich beiträgt.

Der Ort ist reinlich gehalten und besteht größtentheils aus sehr ansehnlichen, meist verschindelten und beinahe durchgängig mit Schindeln gedeckten Bauernwohnungen, die auf den ersten Anblick die Wohlhabenheit der Einwohner verrathen. Zwischen diesen freundlichen mit schönen Obstbäumen umgebenen Gebäuden ragt, etwas hoch gelegen, das Ortskirchlein hervor, welches im Jahr 1831 namhaft vergrößert, übrigens bei dieser Veranlassung seines ursprünglichen germanischen Baustyls vollends beraubt wurde; im Jahr 1825 ist auf dem Westgiebel der Kirche ein ziemlich hohes, schlankes Thürmchen, ein sog. Dachreiter, aufgesetzt worden. Die beiden Glocken sind 1795 und 1793 gegossen. Das weiß getünchte Innere der Kirche ist geräumig, freundlich und hell. Die Kirche ist Eigenthum der Gemeinde, welche auch die Verbindlichkeit hat, dieselbe im Bau zu unterhalten.

Der mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz wurde im Jahr 1829 am südöstlichen Ende des Orts neu angelegt, bis dahin sind die Verstorbenen nach Ober-Iflingen und nur die todtgebornen Kinder auf einen kleinen, um die Kirche gelegenen Gottesacker beerdigt worden.

Am östlichen Ende des Orts liegt erhöht das gut erhaltene, im Jahr 1837 neu erbaute Schulhaus mit Thürmchen und Glocke; in demselben befinden sich auch die Wohngelasse des Lehrers und das Gemeinderathszimmer.

Gutes Trinkwasser liefern 4 laufende Brunnen, auch ist auf den Fall von Feuersgefahr eine Wette angelegt.

Die körperlich kräftigen Einwohner sind gesittet, wohlgeordnet und gehören beinahe alle zu dem sog. Mittelstande, der sein gutes Auskommen hat, so daß der Ort in jeder Beziehung zu den besten

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_325.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)