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Nach der Sage soll der Ort ursprünglich, außer der nun abgebrochenen St. Martinskirche, nur aus 2 Bauernhöfen bestanden und diese allmälig sich zu Häusergruppen vergrößert haben, welche gegenwärtig noch von einander getrennt im Munde des Volks Ober- und Unter-Thumlingen genannt werden. Die Gebäude sind zum Theil ansehnlich und durchaus mit Ziegeln gedeckt; auch die durchgängig gekandelten Ortsstraßen befinden sich in ziemlich gutem Zustande.

Die in der Mitte des unteren Dorftheiles stehende Kirche wurde im Jahr 1752 in einem ganz einfachen Style ohne Chor erbaut. Der ziemlich hohe, viereckige, mit einem Zeltdach versehene Thurm ist in seinen unteren Theilen massiv erbaut, während die oberen aus Holz ausgeführt sind. Von den auf demselben hängenden 2 Glocken ist die größere 1675, die kleinere 1839 gegossen worden. Das durch schlecht bemalte Emporen verdunkelte Innere der Kirche hat außer einem alten, im germanischen Geschmack schön ausgeführten, hohlen Taufstein nichts Bemerkenswerthes. Die Baukosten der Kirche haben zu 2/3 die Gemeinde Thumlingen und zu 1/3 die Gemeinde Hörschweiler zu tragen. Die schon erwähnte bis zur Erbauung der neuen benützte alte Kirche stand auf einer Anhöhe 1/4 Stunde südlich vom Ort, auf der Stelle, wo sich gegenwärtig der für die Gemeinden Thumlingen und Hörschweiler bestimmte Begräbnißplatz befindet. Sie war früher eine häufig besuchte Wallfahrtskirche und wurde erst im Jahr 1823 abgebrochen; der Thurm dagegen stand noch bis zum Jahr 1834, in welchem Jahr er in der Neujahrsnacht durch einen heftigen Sturm zur Hälfte einstürzte und dann vollends abgetragen wurde. Die Steine von der Kirche sind größtentheils zum Neubau des Schulhauses und zur Erweiterung der Kirchhofmauer verwendet worden.

Das nahe an der jetzigen Kirche angenehm gelegene Pfarrhaus ist nach einer an dem Eingang über dem württembergischen Wappen angebrachten Jahreszahl 1713 erbaut und vom Staat zu unterhalten.

Das Schulhaus mit eingerichteter Wohnung für den Schulmeister und einem Gemeinderathszimmer wurde im Jahr 1824 von der Gemeinde neu erbaut. Eine Industrieschule besteht neben der Volksschule.

Es bestehen schon längst 2 Gemeindewaschhäuser, in welchen vor etwa 9 Jahren auch öffentliche Backöfen eingerichtet wurden. Auch ist ein Armenhaus, in dem auch die Löschgeräthschaften aufbewahrt werden, vorhanden.

Der Ort ist der Sitz eines Revierförsters, der ein am nördlichen Ende des Orts angenehm gelegenes, gut erhaltenes Gebäude bewohnt, welches Eigenthum des Staats ist und im Jahr 1797 erbaut wurde.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_321.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)