Seite:OAB Freudenstadt 310.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sie ist im modernen Styl ohne Chor erbaut, hat hohe, rundbogige Fenster, deren Bogentheile hölzerne Füllungen und gefärbte Glasscheiben enthalten. Der an der Ostseite stehende, ebenfalls neu erbaute Thurm trägt ein mit Blech beschlagenes Bohlendach, aus dem eine sog. Laterne emporwächst. Das sehr geräumige, freundliche Innere der Kirche ist weiß getüncht und hat an der flachen Decke eine blaue mit goldenen Sternen besetzte Bemalung. Altar, Kanzel und Orgel sind im germanischen Geschmack (blau mit goldenen und bronzenen Verzierungen), sehr ansprechend ausgeführt, so daß das Ganze einen freundlichen Eindruck macht. Die Unterhaltung der Kirche hat die Stiftungspflege.

Der ummauerte Begräbnißplatz, welchen ebenfalls die Stiftungspflege zu unterhalten hat, ist mit mehreren sehr schönen Grabmonumenten geziert und auch für die Filialien von Schömberg bestimmt.

Das ansehnliche Pfarrhaus, welches der Staat im Jahr 1802 neu erbaute und zu unterhalten hat, liegt von allen Seiten frei an der Hauptstraße. Von den vorhandenen 2 Schulhäusern enthält das eine, im Jahr 1814 erbaute, neben den Schulgelassen für ältere Schulkinder die Wohnung des Schulmeisters, das andere, im Jahr 1852 um 1500 fl. angekaufte, die Elementarschule und die Wohngelasse des Unterlehrers. Ein Gemeinderathszimmer befindet sich in dem Gasthause.

Das Trinkwasser, welches mehrere Zieh- und Pumpbrunnen liefern, ist sehr mittelmäßig und bleibt in ganz trockenen Jahreszeiten aus, dagegen ist auf den Sohlhöfen ein laufender, 1/2 Stunde weit aus dem Steinwald hergeleiteter Brunnen von dem Hofbesitzer auf seine Kosten errichtet. Übrigens befinden sich auf der Gemeindemarkung mehrere Quellen, auch entspringen auf derselben der Hüttenbach, der Röthenbach und der Lohmühlebach (Hardtstallbach).

Vermöge der hohen, freien Lage ist das Klima rauh und die Gegend um Schömberg heftigen Stürmen ausgesetzt. Die Sommertage sind sehr heiß, die Nächte aber kühl, daher Erkältungen und Entzündungskrankheiten bei den Einwohnern nicht zu den Seltenheiten gehören; namentlich werden dieselben öfters von Schleim- und Nervenfiebern heimgesucht. Im Allgemeinen sind übrigens die Einwohner kräftige, verständige Leute, die sich durch Feldbau, Viehzucht und besonders durch Holzhandel, wie durch Arbeiten in den Waldungen ihr Auskommen sichern. Was die Vermögensumstände betrifft, so befinden sich 5–6 wohlhabende, theilweise reiche Bauern im Ort; die übrigen meist unbemittelten arbeiten als Taglöhner in Wald und Feld. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 100 Morgen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_310.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)