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des Bischofs von Constanz, ein scharfes kaiserliches Rescript, das Württemberg die Herausgabe des Klosters gebot (Sattler 6, 226), hierauf zogen im März 1629 die ersten katholischen Mönche in Reichenbach ein. Benedikt Rauch aus Wiblingen wurde als Prior berufen und ließ am 5. April die Unterthanen, von denen die meisten längst schon der protestantischen Confession ergeben waren, huldigen. Kaiser Ferdinand II. nahm das Kloster in seinen besonderen Schutz und am Klosterthor wurde der kaiserliche Adler angeschlagen. In der Nacht des 16. Juni 1631 überfiel eine Freibeuterschaar, der sich der Schultheiß von Reichenbach mit seinen Leuten anschloß, das Kloster, plünderte es und mißhandelte die Conventualen. Diese flohen nach Horb, nur der Prior hielt standhaft aus, bis die Schweden herannahten, worauf auch er sich entfernte und erst 1635 wieder zurückkehrte. Da er indeß zum Abt von Wiblingen erwählt worden war, ernannte er den Albert Gerhard zu seinem Stellvertreter, nach dessen Tode (d. 6. Dec. 1646) Ernst Fabri Prior wurde. Dieser wandte zwar Alles an, um die Wiederherausgabe des Klosters an Württemberg zu vereiteln, aber umsonst; der westphälische Friede (1648) verschaffte dem Herzog Eberhard III. den Besitz Reichenbachs wieder und ein langjähriger Proceß, den kurz nachher Baden wegen seiner Ansprüche daran erhob, blieb ohne Erfolg.

Vor Aufhebung des Klosteramts stund solches unter der Schirmsvogtei Freudenstadt.

Der Hauptkern der Güter des Priorats, aus welchem sich das spätere Klosteramt bildete (I, 5), war im jetzigen Oberamt Freudenstadt, doch hatte Reichenbach in früher Zeit auch vereinzelte Besitzungen in den Oberämtern Balingen, Besigheim, Böblingen, Brackenheim, Herrenberg, Horb, Leonberg, Nagold, Oberndorf, Rottenburg, Stuttgart, Sulz, Vaihingen, ferner im jetzigen Großherzogthum Baden Höfe zu Achern, Altschweier, Sulzbach (bei Ettlingen) u. m. a. (Stälin, Wirt. Gesch. 2, 702.)

Bis 1805 hatte Kloster Reichenbach Sitz und Stimme auf den Landtagen.


Reinerzau,
Gemeinde III. Kl. mit 474 Einw., wor. 75 Kath. a. Reinerzau, evang. Pfarrdorf mit 399 Einw. b. Zwieselberg und zwar 1. oberer Weiler, 2. unterer Weiler mit 75 kath. Einw. – Evang. Pfarrei; die Kath. von Zwieselberg sind nach Rippoldsau in dem Großherzogthum Baden eingepfarrt.


Das Pfarrdorf Reinerzau liegt 31/2 Stunden südlich von der Oberamtsstadt und besteht aus vielen einzeln stehenden Bauernhöfen,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_298.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)