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an der Stelle, wo die Murg den Reichenbach (daher der Ortsname) aufnimmt, schön und romantisch gelegen. An den für den Ackerbau benützten Ausläufern der sehr hohen, bewaldeten Thalgehängen lagern sich in mäßigen Entfernungen von dem enge geschlossenen Ort einzeln stehende, malerische Bauernwohnungen, die Vieles zu der Anmuth der Gegend beitragen. Das marktberechtigte Dorf, zugleich Sitz eines K. Revierförsters, durch das die Hauptstraße des Murg-Thals führt, ist durch Vicinalstraßen mit Igelsberg, Ober-Musbach und Thonbach verbunden und mit reinlichen Ortsstraßen versehen; die meist ansehnlichen, zum Theil im städtischen Styl erbauten Häuser sind durchgängig mit Ziegeln gedeckt. Es zerfällt in 2 Abtheilungen, in die innerhalb der ehemaligen, größtentheils noch erhaltenen Klostermauern gelegenen und in die außerhalb derselben stehenden Gebäude. Inner der Mauern sind die Kirche nebst dem anstoßenden, theilweise noch erhaltenen Kloster, der Thurm, das Pfarrhaus, die ehemalige Klostermühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, das Gasthaus (Sonne), das Viehhaus, der Fruchtkasten und mehrere früher den Klosterhandwerksleuten eingeräumten, nun in Bauernwohnungen umgewandelten Gebäude. Die nun als Pfarrkirche dienende, vormalige Klosterkirche, welche Wilhelm, Abt von Hirschau, im Jahr 1082 zu bauen anfing, wurde im Jahr 1086 vollendet und von Gebhard, Bischof zu Constanz, dem heiligen Gregor zu Ehren, eingeweiht; sie war im romanischen Styl erbaut, ursprünglich dreischiffig, hatte an der Ostseite zwischen Langhaus und Chor 2 viereckige Thürme, welche, sowie die Seitenschiffe im Laufe der Zeit abgegangen sind und wofür nun ein sogenannter Dachreiter dem westlichen Giebel der Basilika aufgesetzt ist; indessen hat sich an derselben noch Vieles von der früheren Anlage erhalten. Das schmucklose, auffallend lange Schiff mit rundbogigen Fenstern schließt sich im Osten mit einer halbrunden Altarnische, unter deren Dachgesimse ein Rundbogenfries und über demselben ein Dreischlitzfries hinzieht. Die gleichen Friese sind an den zu beiden Seiten der Altarnische angebauten Vorstößen und an dem östlichen Dachgiebel des Langhauses angebracht; letzterer wurde übrigens theilweise zerstört und durch einen hölzernen, spitzeren ergänzt. Sowohl an der Altarnische als an den Vorstößen befinden sich noch sehr alte Rundbogenfensterchen, während an der ersteren später auch ein Spitzbogenfenster eingebrochen wurde, das nach seiner ganzen Construction schon der Verfallperiode des germanischen Styls angehört. Die an der Westseite der Kirche befindliche Vorhalle (Paradies), zu der 3 Rundbögen führen, enthält 3 Kreuzgewölbe, deren 3/4 runde

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_289.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)