Seite:OAB Freudenstadt 284.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dessen beständig fließende Quelle das beste Wasser liefert, und aus mehreren Zieh- und Pumpbrunnen. Wenn in ganz trockenen Jahren die Brunnen theilweise nachlassen, so wird das nöthige Wasser in der 1/4 Stunde nordöstlich vom Ort gelegenen Vörbachquelle und in der 1/4 Stunde südlich gelegenen Weiherbachquelle geholt. Wetten sind 2 vorhanden. Periodisch fließende Quellen (Hungerbrunnen) kommen in den Lochwiesen, in den Zinsenwiesen, am westlichen Ende des Orts und sonst an mehreren Stellen vor. Unterhalb der ehemaligen Burg Vörbach bestand früher ein Fischweiher, der längst in Wiesengrund umgewandelt ist. In der Markung fließen der Zinsbach und die Waldach, ersterer in früherer Zeit schon innerhalb der Markung, gegenwärtig erst außerhalb derselben zum Flößen benützt.

Die körperlich nicht sehr kräftigen Einwohner sind im Allgemeinen geordnet und fleißig, übrigens, mit Ausnahme einiger Reichen, nicht in günstigen Vermögensumständen. Der größte Güterbesitz beträgt ohne Waldungen 70 Morgen, der gewöhnliche 10–12 Morgen. Erwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht und etwas Gewerbe; die ärmere Klasse sucht sich ihr Auskommen durch Holzmachen zu sichern, wozu die großen, schön bestockten Waldungen, namentlich der sogen. Weiler-Wald, viele Gelegenheit bieten. Außer den gewöhnlichen Handwerkern (am zahlreichsten Weber und Bäcker) sind 2 Ziegelhütten, 2 Kaufleute, 8 Schildwirthschaften, worunter 4 mit Bierbrauereien, eine Kienrus-Fabrik und mehrere Schaufeln- und Rechenmacher zu nennen.

Die Feldgüter der ziemlich großen Markung liegen, mit wenigen Ausnahmen, eben und haben im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der im südlichen Theile der Markung aus den Verwitterungen des bunten Sandsteins, im nördlichen Theile aber aus einem gelblichen Thon besteht; letzterer läßt die Feuchtigkeit nicht durch, ist daher naßkalt, liefert aber in mittelfeuchten Jahrgängen die besten Früchte. Bei der Ruine Vörbach befindet sich ein bunter Sandsteinbruch, aus dem gute Bausteine gewonnen werden.

Wegen der hohen, freien Lage der Gegend ist das Klima rauh, übrigens nicht ungesund; Frühlingsfröste schaden häufig dem Obst, den Bohnen etc., auch erfriert zuweilen der Roggen in der Blüthe. Gewitterschaden kommt selten vor, indem eine vom Ort westlich gelegene bewaldete Höhe, das sogen. Kreuz, eine Wetterscheide bildet. Die Getreide-Ernte tritt 14 Tage später ein als im Gäu.

Der Feldbau wird theils im Dreifeldersystem, theils als Wechselwirthschaft

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_284.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)