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Ober-Musbach,
Gemeinde III. Kl. mit 69 Einw. – Dorf; Pfarrfilial von Grünthal.


Das sehr freundliche Dorf liegt 13/4 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt und 3/4 Stunden nördlich von dem Mutterort in dem unbedeutend eingefurchten Thälchen des Beehwiesenbachs (Stockerbach), der 3/4 Stunden südwestlich vom Ort im Krähenhardtbrunnen entspringt, mitten durch das Dorf fließt und unterhalb desselben eine Sägmühle in Bewegung setzt. Die sehr ansehnlichen, Wohlhabenheit verrathenden Bauernwohnungen sind mit wenigen Ausnahmen neu erbaut, indem in der Nacht vom 24/25. Mai 1822 der Ort nebst der Kirche bis auf 4 Häuser abbrannte; von der Kirche blieb nur der viereckige, massive Thurm übrig, der noch als dachlose Ruine im südlichen Theil des Orts steht.

Das Rathhaus, ursprünglich zugleich Schulhaus, ist im Jahr 1846 neu erbaut worden; nachdem die Kinderzahl zu Ober-Musbach sich vermindert hatte, wurde im Jahr 1852 die hiesige Schule mit der zu Unter-Musbach vereinigt. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb (südlich) des Orts. Gutes Trinkwasser liefern 9 laufende Brunnen. Von Gewerben sind mehrere Potaschensiedereien, eine Ziegelhütte und eine Schildwirthschaft vorhanden.

Die Einwohner (8 wohlhabende Bauern und ein vermöglicher Taglöhner) besitzen neben ihren ziemlich ergiebigen Feldgütern noch namhafte Waldungen, die ihnen eine gute Einnahme sichern; der vermöglichste Bürger ist im Besitz von 60 Morgen Feldern, 80–100 Morgen Waldungen. Außer den Waldungen besitzen die Bauern noch Waldgründe, auf denen nur Streu gewonnen wird, die übrigens vortheilhafter für die Holzkultur benützt werden könnten.

Die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse, wie die Preise der Güter sind denen in dem nahe gelegenen Unter-Musbach ganz gleich (s. die Ortsbeschreibung von Unter-Musbach). Nur die Wiesen, denen zur Hälfte Wässerung zukommt, erzeugen etwas weniger nahrhaftes Futter, dagegen liefern die einmähdigen Wiesen mehr Futter als in Unter-Musbach, weil sie eine reichlichere Düngung erhalten. Als Düngungsmittel dienen außer dem gewöhnlichen Stalldünger und der Gülle hauptsächlich die Abfälle von 7 im Ort befindlichen Potaschesiedereien; auch Mergel wird angewendet.

Die Rindviehzucht ist in gutem Zustande und erlaubt einigen Handel mit Mastvieh; das Vieh wird noch in die Waldungen ausgetrieben. Schaf- und Schweinezucht wird nicht betrieben.

Die Gemeinde besitzt etwa 100 Morgen Waldungen, legt übrigens

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_281.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)