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aus sehr früher Periode; auf ihm genießt man eine ausgebreitete, anziehende Aussicht, die sich über 30 Ortschaften erstreckt. Die beiden Glocken sind 1657 und 1730 gegossen worden. Das Innere der Kirche enthält außer einem hohlen, alten Taufsteine nichts Bemerkenswerthes. Vor der Kirche stehen zwei, im Jahr 1817 gepflanzte, schönwüchsige Linden. Die Kirchenbaulast hat der Staat.

Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts an der Vicinalstraße nach Altensteig; er wurde im Jahr 1835 statt des früher am Ort gelegenen neu angelegt.

Das in der Nähe der Kirche angenehm und frei gelegene Pfarrhaus ist nach der über dem Eingang angebrachten Jahrszahl 1751 erbaut worden; die Erhaltung desselben liegt dem Staat ob.

In dem 1828 auf Gemeindekosten angekauften Schulhaus, welches zugleich die Wohnung des Lehrers enthält, wurden im Jahr 1836 auch die Gelasse für den Gemeinderath eingerichtet.

Der Ort ist Sitz eines Königlichen Revierförsters, der hier ein frei und freundlich gelegenes, gut erhaltenes Gebäude, welches Eigenthum des Staats ist, bewohnt.

Die meist geordneten Einwohner befinden sich im Allgemeinen in ziemlich befriedigenden, einzelne sogar in wohlhabenden Vermögensumständen; der größte Güterbesitz beträgt 25 Morgen, der gewöhnliche 12–15 Morgen, während einzelne nur einige Morgen Grundbesitz haben. Überdieß ist ein Gemeingut, das sog. Brandfeld vorhanden, an dem etwa 20 Bürger Theil haben. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht, Arbeiten in den Waldungen, Handel mit Langhölzern und Schnittwaaren, die auf der Nagold verflößt werden; auch wird die Köhlerei stark betrieben. Von Gewerben sind ferner zu nennen: eine Schildwirthschaft, 2 Krämer, 2 Potaschesiedereien und 2 Sägmühlen; von letzteren liegt eine auf der Markung Garrweiler, die andere auf der von Beuren.

Die klimatischen Verhältnisse sind milder als in dem 11/2 Stunden westlich gelegenen Göttelfingen, so daß das Obst ziemlich gerne gedeiht und hier außer den gewöhnlichen Mostsorten auch Zwetschgen und Kirschen gezogen werden. Hagelschlag kommt selten vor.

Die ziemlich große Markung, von der übrigens über die Hälfte Wald ist, hat im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren, leichten, düngerbedürftigen, rothsandigen Boden (Verwitterung des bunten Sandsteins).

Bei dem Anbau der Felder ist die Wechselwirthschaft eingeführt; man baut vorzugsweise Roggen, Hafer und in neuerer Zeit auch etwas Dinkel und Gerste; ferner Kartoffeln, Kraut in ziemlicher Ausdehnung,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_235.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)