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engen Waldthale des Stutzbachs; der kleine Weiler besteht nur aus einigen unansehnlichen Häusern und einer Sägmühle, welch letztere zur Markung Igelsberg gehört, während der übrige Theil des Weilers der Gemeinde Erzgrube zugewiesen ist. Die Einwohner, deren Erwerbsquellen vorherrschend in Wald- und Flößereigeschäften bestehen, sind Filialisten von Reichenbach und besuchen die Kirche, wie die Schule in dem 1/2 Stunde östlich gelegenen Igelsberg, welches ein Pfarrfilial von Reichenbach ist.


Glatten,
Gemeinde III. Kl. mit 729 Einw., wor. 1 Kath. a. Glatten, Pfarrdorf, 633 Einw. b. Niederhofen, Weiler, 76 Einw. c. Hammerschmiede, Haus, d. Sägmühle, e. Lattenberg, Haus, 20 Einw. – Evang. Pfarrei mit Filial Benzingerhof, Gemeindebez. Aach; die Kath. sind nach Heiligenbronn, O.A. Horb, eingepfarrt.


a. Das Pfarrdorf liegt in dem tief eingeschnittenen Glatt-Thale an der Stelle, wo das Bürgenthal in dasselbe einzieht, 2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt; die Gebäude, mit Ausnahme einiger stattlichen Wohnungen, sind von mittelmäßigem Ansehen und zum Theil noch mit Schindeln gedeckt. Etwas entfernt (südlich) von dem eigentlichen Ort steht auf einer kleinen Anhöhe die Kirche und das Pfarrhaus, eine malerische Gruppe bildend, die zu der freundlichen Ansicht des Dorfs Vieles beiträgt.

Die ansehnliche, massive Kirche, welche schon verschiedene Veränderungen erlitt, enthält an dem Langhause spitzbogige Fenster, die leider ihres Maßwerks beraubt wurden. Der an der Ostseite stehende viereckige Thurm ist sehr alt und besteht aus 4 Stockwerken, von denen die 3 unteren nur einfache Schußscharten enthalten, das oberste, mit einem Satteldach gedeckte aber schöne germanische Fenster hat. Das durch Emporen verdüsterte Innere der Kirche hat außer einem germanisch gehaltenen, alten Taufsteine nichts Bemerkenswerthes. Von dem Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen in das unterste Stockwerk des Thurms, welches hier die Stelle des Chors vertritt; dasselbe enthält ein schönes Kreuzgewölbe, dessen stark hervorstehenden Gurten von romanischen Säulen ausgehen, welche das hohe Alter des Thurms bekunden. Von den auf dem Thurme hängenden Glocken, welche in neuerer Zeit umgegossen wurden, trug eine die Jahrszahl 1409. Die Kirche, sowie der um dieselbe gelegene ummauerte Begräbnißplatz wird von der Gemeinde im Bau erhalten.

Das Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, wurde im Jahr 1600 an der Stelle des ehemaligen Nonnenklosters (Klause

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_227.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)