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verrathen. Der Ort ist ganz mit Obstbäumen umgeben, die hier wegen der gegen rauhe Winde geschützten, südlichen Lage gut gedeihen und nicht selten einen erheblichen Ertrag liefern. Der Ort hat eine Schule, zu der die Gemeinde im Jahr 1839 ein Privatgebäude erkaufte, das nun außer den Schulgelassen auch die Wohnung des Lehrers enthält.

Das Trinkwasser liefern 2 laufende Brunnen, die übrigens in trockenen Jahrgängen versiegen, so daß die Einwohner genöthigt sind, das Wasser in dem 1/8 Stunde entfernten Zinsbach zu holen.

Die beinahe durchgängig unbemittelten Einwohner finden ihr spärliches Auskommen hauptsächlich mittelst Arbeiten in den Waldungen, während die Landwirthschaft, zumal bei der kleinen, ziemlich unergiebigen Feldmarkung eine ganz untergeordnete Rolle spielt.

Die Erträgnisse der Felder, wie auch ihre Preise sind ziemlich geringer als in dem Mutterort; namentlich ist der Dinkelbau unergiebig. Außer den Getreidearten baut man Kartoffeln, Blätterkohl, Flachs und Hanf.

Die Rindviehzucht ist von keinem Belang.

Die durchgängig wässerbaren Wiesen ertragen pr. Morgen 25 Centner Heu und 12 Centner Öhmd.

Die Bienenzucht wird ziemlich eifrig betrieben, wozu namentlich der gegenwärtige Ortsvorstand Schöttle, der sich um die Hebung der Bienenzucht in der ganzen Umgegend verdient gemacht hat, Vieles beiträgt.

Zum Ort gehört eine am Zinsbach gelegene Sägmühle.

Die Gemeinde hat weder Vermögen noch Einkünfte, so daß jede Ausgabe durch Umlagen auf die Bürgerschaft gedeckt werden muß (s. Tabelle III.).

Edelweiler ist erst im Jahr 1723 neu angelegt worden, und war früher Altensteiger Oberamtei-Staabsort. In dem Zinsbach-Thale oberhalb der Zinsmühle wurden vor etwa 30 Jahren viele schön behauenen, theilweise mit Bildwerk verzierten Steine ausgegraben, welche das Volk einer ehemaligen, viel besuchten Wallfahrtskapelle zuschreibt. Nach dem Landbuch von 1624 stand daselbst ein Kirchlein zu unserer Frau. Dieses Kirchlein soll das Bethaus für die Besitzer der Schlösser zu Pfalzgrafenweiler, Vörbach, Riedenberg etc. gewesen seyn und noch jetzt besitzt der Meßner zu Pfalzgrafenweiler einen Wiesenstreifen, der ehemals Weg gewesen und zu dem Kirchlein geführt haben soll.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_225.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)