Seite:OAB Freudenstadt 218.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

unteren Schichten des Muschelkalks aufsteigt. Ferner verspürt man in Dornstetten und dessen nächster Umgebung nicht selten Erdstöße, während man zu gleicher Zeit in andern Gegenden nichts von solchen wahrnimmt.

Etwa 1/4 Stunde östlich vom Ort unfern der Straße nach Schopfloch stößt man zuweilen auf Grundreste abgegangener Gebäude; daselbst soll ein Ort (St. Wendel) gestanden seyn. Am östlichen Fuß des Martinsbühls stand ein Hof und noch wird die Stelle der Stadthof genannt.

Dornstetten, vor Erbauung Freudenstadts das einzige württembergische Städtchen auf der Hochfläche des württemb. Antheils am oberen Schwarzwald, tritt in die Geschichte ein mit dem J. 763 und wird uns in diesem und in mehreren folgenden Jahren bis 792 bekannt durch eine große Reihe zum Theil sehr erheblicher Schenkungen, welche das Kloster Lorsch allda erhielt; der Ort wird hier bezeichnet als Tornestat, Tornigestat, Tornegestat, Tornigesteter marca, Tornegasteter marca, Tornogauister marca (Cod. Laur. nr. 3195–3205. 3271. 3637. 3656. 3803.). Wahrscheinlich war hier in sehr früher Zeit Reichsgut, welches K. Heinrich II. im Anfang des 11. Jahrh. an seine Stiftung das Bisthum Bamberg gleich andern benachbarten Gütern, von welchen man dieß bestimmt weiß, vergabte; die bischöflich bambergische Lehensoberherrlichkeit über Dornstetten, wie solche in der urkundlichen Geschichte erscheint, berechtigt zu diesem Schlusse.

Hauptsächlich ist aber hier – sey es allodialer oder reichslehnbarer – altzäringischer Boden und der Ort verdankte diesem Hause Freiheiten (laut Urkunde K. Rudolfs vom 19. Aug. 1278); nach Aussterben desselben im J. 1218 trat Graf Egeno der Bärtige von Urach, Tochtermann des letzten Zäringers, Herzog Bertholds, bei der Erbtheilung in den hiesigen Besitz ein und als die Enkel obigen Egenos gleichfalls theilten, fiel Dornstetten an einen solchen Enkel, Graf Heinrich von Urach-Fürstenberg. Derselbe Graf erhielt den 19. Aug. 1278 von dem ihn hochschätzenden K. Rudolf für diese und andere Städte die Freiheit von auswärtigen Gerichten bestätigt. Als dessen Sohnes Tochter Anna sich mit Johann von Geroldseck († um 1321) vermählte, erhielt sie für das ihr versprochene Zugeld von 500 Mark als Unterpfand Dornstetten mit aller Zugehör; ihr Gatte aber verpfändete die Stadt 1308 an den Grafen Burkhard von Hohenberg und an dessen Neffen den Grafen Rudolf von Hohenberg für 500 Mark, unter der Bedingung, daß seine Gattin oder die Grafen von Hohenberg sie wieder einlösen dürften. Am 3. Aug. 1319 aber überließ Graf Rudolf an den Grafen Burkhard von Hohenberg, den Sohn

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_218.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)