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enthält ein Glasgemälde von 1678; von dem Langhause führt ein spitzer Triumphbogen in den um 2 Stufen höher gelegten mit einem schön construirten Netzgewölbe versehenen Chor; die Gewölbegurten gehen von Consolen aus, welche Apostel vorstellen, die Schlußsteine zeigen in der Richtung von Westen nach Osten das württembergische Wappen, den heil. Martin und die Mutter Gottes mit dem Christuskinde. Auf dem Boden des Langhauses wie des Chors liegen viele beschädigte Grabdenkmale mit den Jahrszahlen 1450, 1573, 1686 etc. Die 3 Glocken, von denen eine auffallend groß ist, stammen aus neuerer Zeit.

Der ummauerte Begräbnißplatz liegt entfernt von der Kirche in der Vorstadt und trägt über seinem Eingange die Jahrszahl 1530.

2) Das der Kirche gegenüber gelegene ansehnliche Schulhaus enthält außer den Schulzimmern noch die Wohnungen der beiden Unterlehrer, und in dem unteren Stockwerk eine im Jahr 1843 eingerichtete Gemeindebackanstalt; der Schulmeister bewohnt ein der Gemeinde gehöriges Gebäude, das durch einen Gang mit dem Schulhause verbunden ist. Früher bestand auch eine lateinische Schule, die im Jahr 1819 aufgehoben wurde.

3) Das auf dem Marktplatz stehende, ansehnliche Rathhaus mit Thürmchen und Glocke auf dem vorderen First, wurde zu Ende des 17. Jahrhunderts erbaut und befindet sich in gutem baulichen Zustande.

Ferner sind vorhanden ein Armenhaus, 2 öffentliche Backhäuser und ein Gemeindegefängniß, in dem sich auch die Wohnung des städtischen Amtsdieners befindet.

Dem Staat gehören:

1) Das an der Westseite der Stadt gelegene, gut erhaltene Kameralamtsgebäude, nebst Öconomiegebäuden, Hofraum und einem schön angelegten Garten; dasselbe war früher die Wohnung des Vogts und soll ursprünglich ein Kloster gewesen seyn.

2) Das Pfarrhaus, ein zwar altes, aber wohl erhaltenes Gebäude liegt frei und angenehm an der östlichen Seite der Stadt unfern der Kirche; von demselben genießt man eine freundliche Aussicht in das Thal und die nächste Umgegend.

Gutes Trinkwasser erhält der Ort aus 5 Quellen, welche östlich von der Stadt an einem Bergabhange (Bronnenberg) und im Heselbrunnen gefaßt, und durch das Thälchen in den Ort geleitet werden, wo sie 8 laufende Brunnen speisen. Von denselben sind die bedeutendsten: der vierröhrige Marktbrunnen, der das Standbild eines Ritters(?) und die Inschrift „anno 1509“ trägt; und der vierröhrige Nonnenbrunnen,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_212.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)