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ihren Gemahl das von ihrem Vater ererbte Schloß „Burgberg auf dem Schwarzwald“ mit zugehörigen Höfen und Weiler an den Grafen Eberhard von Württemberg.

b. Lauterbad, Weiler, 1/2 Stunde südöstlich von der Oberamtsstadt und 3/4 Stunden südwestlich vom Dorf Dietersweiler, wo die Einwohner die Kirche und Schule besuchen. In dem engen, mit steilen bewaldeten Abhängen versehenen Lauter-Thale hat der freundliche Weiler eine romantische, still abgeschiedene, geschützte Lage. Er wurde im Jahr 1721 von dem mömpelgartischen Cammerdirector Christoph Wilhelm Dieterich auf einem der Herrschaft abgekauften, dornstettischen Waldgedingsdistrict und in einem Bezirk von circa 300 Morgen abgebrannter Waldungen angelegt und zugleich mit einem Badehaus versehen. Es ließen sich alsbald noch 6 württembergische Unterthanen hier nieder, über welche Dieterich als Lehen von Württemberg die niedere Gerichtsbarkeit hatte und bis 1809 auf seine Nachkommen vererbte, letztere Herrschaft dagegen durch die Vogtei Dornstetten die hohe Gerichtsbarkeit übte (Näheres bei Heid, Freudenstadt 159). Außer den ansehnlichen, der Familie Dieterich gehörigen Gebäuden und einigen Holzmacher- und Taglöhner-Wohnungen sind noch eine Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, ferner eine Sägmühle und eine Hanfreibe vorhanden. Der jetzige Besitzer Gustav Gottlob Dieterich (Ururenkel des Gründers) und dessen noch (1857) lebender Vater Georg Friedrich Dietrich (geboren 14. August 1775), welcher früher den Titel königlicher Vasall, Gutsbesitzer und Gerichtshalter auf Lauterthal führte, treiben neben der Bewirthschaftung eines ansehnlichen, jedoch minder ergiebigen Guts einen sehr ausgedehnten Holzhandel auf der vom Ort an floßbaren Lauter. Die übrigen Einwohner sind Taglöhner, welche in den namhaften zum Gut gehörigen und in andern nahe gelegenen Waldungen, wie auch bei der Flößerei Beschäftigung und Verdienst finden.

Im Ort dringen 3 starke Quellen hervor, deren vortreffliches Wasser früher als heilsames Mittel gegen verschiedene chronische Hautkrankheiten, die man im Allgemeinen Aussatz nannte, bekannt war. Über die Bestandtheile der Quellen führt Dr. Philipp Grauer in Tübingen in einem Gutachten vom Jahr 1592 folgendes an: „Die 3 Bronnen halten in sich Bley ziemlich viel, Salpeter ein gut Theil, aber wenig Alaun; doch ist der Bronnen uff der rechten Seite, wenn man die Lauter hinaufgeht, viel stärker denn die andern zweyen, daraus vor länger denn 70 Jahren bis uff den heutigen Tag vül Lit gebadet, die böse alte Schäden gehabt“ (vergl. auch Rösler, Beitr. zur Naturgesch. 1, 168). Dagegen führt G. C. L. Sigwart (die

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_209.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)