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mit einem ummauerten Kirchhofe umgebenen Kirche, früher Pfarrkirche und gegenwärtig noch Kirche der Filialgemeinde Besenfeld; in derselben hat der Pfarrer von Göttelfingen den Sommer über alle Sonn- und Festtage, den Winter über alle 14 Tage Gottesdienst zu halten. Auf den Begräbnißplatz werden nicht nur die Verstorbenen der Gemeinde Besenfeld, sondern auch die von Eisenbach beerdigt. Die jetzige Kirche, welche Eigenthum des Staats ist, wurde 1754 in einem einfachen Style neu erbaut, und nur der viereckige, massive, nicht hohe, mit einem einfachen Zeltdache gedeckte Thurm der ältern Kirche noch erhalten. Das unterste Stockwerk des Thurms bildet den Chor, welcher nur an der Ostseite mit dem dreiseitigen, mit Strebepfeilern und germanisch gefüllten Spitzbogenfenstern versehenen Chorschluß über den Leib des Thurmes hervorragt. Das Innere des Langhauses enthält außer einem in Form eines Steintisches gehaltenen, uralten Altar, nichts Bemerkenswerthes. Vom Schiff führt ein spitzer Triumphbogen in das mit einem schön construirten Netzgewölbe gedeckte Chor, zwischen dessen blau bemalten Gurten die Kappen mit Fresken geziert sind. Die Gemälde, welche musicirende Engel vorstellen, scheinen einer jüngeren Periode anzugehören. Auf der Kirchenbühne sind noch alte, sehr gut aus Holz geschnittene, übrigens durchaus verdorbene Figuren (die Kreuzabnahme, Johannes etc.) aufbewahrt.

Von den zwei Glocken ist die eine sehr alt und trägt weder Schrift noch Zeichen, die andere enthält die 4 Evangelistennamen in alten Majuskeln.

Die Einwohner, ziemlich wohlhabende Bauern, besitzen außer ihren Feldgütern auch noch Waldungen; auch befindet sich im Ort eine Schildwirthschaft. Außerhalb des Orts führt von der Landstraße eine Vicinalstraße über Eisenbach nach Göttelfingen ab.

Urnagold kommt erstmals vor im Jahr 1228, als Pfalzgraf Rudolf von Tübingen die ihm gehörige hiesige Kirche (ecclesia Nagelte) dem Hochstift Straßburg lehnbar machte (Wenck, Hessische Landesgesch. 2, Urk. 146), von welcher Lehnbarkeit später nichts mehr verlautet. Ohne Zweifel zugleich mit Besenfeld kam Urnagold an die Grafen von Eberstein, aus deren Hause die Grafen Heinrich und Wilhelm das Patronatrecht über die Kirche, nach Ableben ihres Rectors Hugo, den 11. Sept. 1350 dem Kloster Reichenbach übertrugen zum Seelgeräthe mit der Bitte an den Bischof von Constanz, wegen der Armuth des Klosters die Einkünfte jener Kirche zu Aufbesserung des Kosttisches der Mönche verwenden zu wollen.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_197.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)