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Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tabelle III. Bei der Unvermögenheit der Gemeindepflege werden alljährlich 1600 bis 1800 fl. Gemeindeschaden umgelegt.

Besenfeld war bis zum Jahr 1562 Filial von Baiersbronn; in diesem Jahr wurde es Mutterort mit der Kirche in Urnagold und dem Sitz des Pfarrers im Ort selbst, seit dem Jahr 1819 aber ist es Filial von Göttelfingen.

Über die Markung und durch den Ort führt eine, ohne Zweifel römische Straße, unter der Benennung alte Weinstraße und in den Lagerbüchern nur als „alter Weg“ vorkommend (vergl. den allgem. Theil). Auch wurden in der Nähe des Orts, auf den sogen. Hofstätten, vor etwa 30 Jahren Grundmauern von Gebäuden und verschiedene Gegenstände aufgefunden, welche nach den gemachten Beschreibungen römischen Ursprungs zu seyn scheinen.

Etwa 3/4 Stunden nordwestlich vom Ort befinden sich im Walde Wied noch Reste des abgegangenen sog. Seehauses.

Sodann 1/8 Stunde südöstlich vom Ort, auf dem sog. Läger, sind noch einige räthselhafte Vertiefungen vorhanden, die nach der Volkssage von einem ehemaligen Lager herrühren sollen; so viel ist richtig, daß im Jahr 1708, in Zeiten des spanischen Erbfolgekriegs, bei Besenfeld an Verschanzungen und einem Verhau gearbeitet wurde, wobei den 29. Mai eines Bürgers Sohn von einer Tanne erschlagen wurde (Köhler, Manuscr.). Auch lag im Jahr 1734, den 3. Sept., während des polnischen Erbfolgekriegs, der kais. General Petrasch mit einem Theil der schwäbischen Kreistruppen bei Besenfeld.

In der Nähe des Orts befinden sich mehrere Waldstrecken, in welchen man noch Spuren früherer Agricultur deutlich wahrnehmen kann.

Besenfeld, um 1090 erstmals vorkommend, als dem Kloster Reichenbach allhier ein ziemlich vorzügliches Grundstück vergabt wurde (Cod. Reichenb. 20 b.), gehörte wohl ursprünglich den Pfalzgrafen von Tübingen; später erscheint es in den Händen der Herren von Eberstein, deren hiesigen Besitz vielleicht die Ehe Graf Otto’s von Eberstein († vor 1287) mit Elisabeth, Tochter des Pfalzgrafen Konrad von Tübingen, vermittelte. Indeß ist nur das sicher, daß ursprünglich hier pfalzgräflich tübingischer Boden war (vergl. Urnagold) und daß Graf Bernhard von Eberstein (ein Urenkel Graf Heinrichs von Eberstein, Bruders obigen Otto’s) die Orte Besenfeld und Pfalzgrafenweiler mit dem halben Weiler Wald und dem Hard unter Zustimmung seines Bruders, des Deutschordensritters Wilhelm, im Jahr 1421 für 2300 fl. an Württemberg verkaufte (Steinhofer, 2, 711. Sattler, Gr. 2, 87).

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_195.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)